Die Bauten des in Ho-Chi-Minh-Stadt ansässigen Büros Tropical Space sind namensgebend vom Bauen im tropischen Klima geprägt. Durchlässige Backsteingebäude sind dabei zur Handschrift des Büros geworden. Das Architekturduo gehört damit zu einer Generation, die in den vergangenen Jahren in den Fokus der Debatten – etwa auch in der Baunetzwoche#482 – rückte: Stellt sie doch den Anspruch dar, in verdichteten städtischen Kontexten Möglichkeiten des klimagerechten Bauens auszuloten.
Im vergangenen Jahr haben Tropical Space ein weiteres Projekt realisiert, bei dem die räumliche Offenheit in vielerlei Hinsicht programmatisch ist. Der siebengeschossige Bürobau aus Beton und Lehmziegeln befindet sich im zentral gelegenen Stadtteil Tan Binh in unmittelbarer Nähe zum Flughafen. Bauherrschaft ist das Unternehmen Premiere Office, das sich auf die Vermietung von Büroräumen spezialisiert hat und als eine von mehreren Firmen in der Nachbarschaft ein Gebäude dieser Art anbietet.
Anstelle eines hermetisch abgeschlossenen Bürobaus wechseln sich in der Fassade geschlossene und offene Flächen ab, die eine direkte Sonneneinstrahlung minimieren sollen. Sie bestehen zum einen aus tiefen, bepflanzten Loggien, die als Puffer fungieren sollen – ein Prinzip, das die Architekt*innen häufiger verwenden, etwa beim Wohnhaus Cuckoo. Zum anderen werden sie mit um 45 Grad gedrehten Wänden aus Lochmauerwerk gebildet. Durch dahinterliegende, verschiebbare Glastüren lassen sich große Teile des Gebäudes vollständig öffnen.
Der Bürobau ist in zwei Zonen gegliedert. Im Osten des Gebäudes befinden sich hinter einer weitestgehend geschlossenen Fassade die Erschließungs- und Serviceräume. Daran anknüpfend liegt mittig der Eingangsbereich. Bis unters Dach öffnet sich ein als Halboval angelegtes Atrium, das laut Planer*innen sowohl der natürlichen Belichtung als auch Belüftung des gesamten Gebäudes dient. Vom Treppenhaus führen unterschiedlich breite Stege am Atrium vorbei in die freigehaltenen Bürozonen. Diese orientieren sich entlang des Lochmauerwerks Richtung Süden und Westen. Wie auch in ihren früheren Entwürfen von Tropical Space dient die Großzügigkeit des offenen Raums sowohl als Verbindung zwischen unterschiedlichen Funktionen als auch zur Regulierung des Klimas. (sla)
Fotos: Trieu Chien
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Manfred Erkner | 16.06.2023 10:25 UhrEs geht auch ohne SHOWOFF
Ein STARKES Beispiel, wie die Themen Klimagerechtigkeit, lokale Materialien und Weiterentwicklung des Vernakulären hervorragend gelöst werden können. Da können einige deutsche Projektentwickler und Architekten was dazu lernen.