Auf der sogenannten Engehalbinsel im Norden der Stadt Bern realisierten
Büro B Architekten (Bern) eine Wohnanlage mit vier Gebäudeblöcken und über 100 kommunal verwalteten Wohneinheiten. Umgeben von Grünräumen und einer losen Siedlungsstruktur, nehmen die um einen offenen Hof gruppierten Neubauten Bezug auf die benachbarte Bebauung aus den 1950er bis 1970er Jahren. Die Bauherrschaft übernahm die
Immobilien Stadt Bern als Eigentümervertreterin der Stadt. Die Freiraumplanung verantwortete das ortsansässige Büro
David Bosshard Landschaftsarchitekten.
Das Büro stellte die Wohnblöcke in einer Bauzeit von rund 30 Monaten zwischen 2021 und 2023 fertig, nachdem sie sich 2017 in einem offenen, einstufigen Wettbewerb durchgesetzt hatten. Damals überzeugten die Architekt*innen unter anderem mit ihrer „Strategie des Weiterbauens“. Denn die Anlage liegt zwischen teilweise denkmalgeschützten Bestandsgebäuden wie die südlich anschließende
Matthäuskirche und ihr Gemeindehaus (1962–1965) von
Frey, Egger + Peterhans oder die Häuser der Stiftung Rossfeld im Norden.
Mit einer rechtwinkligen Anordnung zueinander, einer Höhenentwicklung von vier bis sieben Geschossen sowie einer reduzierten Kubatur und Farbigkeit der Bauvolumen verweisen Büro B auf den unmittelbaren Kontext. Das Tragwerk der Neubauten besteht aus einer massiven Betonkonstruktion und Kalksandsteinwänden. Die Fassaden sind mit gewellten braunen Eternitplatten verkleidet.
Auf knapp 17.000 Quadratmetern Geschossfläche entstanden 104 Wohnungen, mehr als die Hälfte davon als Familienwohnungen mit mindestens vier Zimmern. Hinzu kommen zwei Clusterwohnungen mit sechseinhalb Zimmern. Erschlossen werden alle Häuser über den gemeinsamen Hof, an den im westlichen Gebäuderiegel ein Gemeinschaftsraum für das Quartier sowie eine kleine Gewerbefläche für einen Kiosk oder ein Café anschließen. Etwa ein Viertel der Wohneinheiten fällt in das Segment „Günstiger Wohnraum mit Vermietungskriterien“ der Stadt Bern.
Der Gemeinschaftsraum, ebenso wie die Eingangsbereiche profitieren von einem leicht überhöhten Erdgeschoss, das die unteren Wohneinheiten auf einen flachen Sockel hebt. Die Wohnzimmer erstrecken sich außer bei den Clusterwohnungen über die gesamte Gebäudetiefe und werden so von zwei Seiten belichtet. Der Verzicht auf Türstürze in den Innenräumen verstärkt den offenen Raumeindruck. Die Betonkonstruktion bleibt nach innen wie außen teilweise sichtbar. Nach Süden beziehungsweise Osten ist den Gebäuden je eine Ebene aus Loggien vorgelagert.
Die Energieversorgung der Wohnhäuser erfolgt über zwei Erdsondenfelder unterschiedlicher Tiefe (200 Meter und 400 Meter) sowie eine Photovoltaikanlage. Drei Anlagen speichern und verteilen die erzeugte Energie vor Ort: eine Gemeinschaftsgefrieranlage, die Stromanschlüsse in den Kellern ersetzt, ein Batteriespeicher für den allgemeinen Strombedarf sowie die Ladeinfrastruktur für Elektroautos und -fahrräder. Die Gesamtkosten (BKP 1-9) der Wohnanlage werden mit umgerechnet rund 57,6 Millionen Euro angegeben.
(sbm)
Fotos: Rolf Siegenthaler
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Menna | 17.12.2024 16:54 Uhr1960 again
Das sieht stark nach Banlieu Architektur aus und koennte so in der Europacity Berlin/Frankfurt oder halt ueberall stehen. Sicher, funktional und energetisch sinnvoll, aber wo kommt in einer solchen Anlage ein Gefuehl von "Zuhause" auf? Gibt es nichts Anderes als drei oder vier locker platzierte Bloecke um einen semi-offenen, leicht begruenten Innenhof? Die Anordung der Gebaeude garantiert eines: Laerm und Geraeusche von allen Seiten. Es gibt da nirgends eine ruhige Rueckseite. Das hat schon einen Sinn, einen geschlossenen Innenhof zu haben.