Der Fotograf sieht die Welt gerahmt – davon gingen die koreanischen Architekten von Studio GAON aus, als sie ein Haus für einen Fotografen planten. Der Titel des Projektes „mise en abyme“ beschreibt das Phänomen gegenüberliegender Spiegel: Zwei Rahmen zeigen durch gegenseitige Reflexion in die Unendlichkeit. Aus dem Büro- und Atelierhaus in Seoul blickt man nun durch eingerahmte Fenster und Ausschnitte auf den rasanten Urbanisierungsprozess im Stadtteil Gangnam-gu.
Das kleine Eckgrundstück mit starker Hanglage wird durch den Sichtbetonkörper vollständig ausgefüllt. Durch die verschachtelte Kubatur wirkt das Gebäude mit fast 1.000 Quadratmetern Nutzfläche auf einem Untergrund von nur knapp 180 Quadratmetern trotz seiner Materialität nicht massiv, sondern eher fragmentiert.
Die Hanglage war für die Orientierung der Räume entscheidend. Zwei Untergeschosse werden durch eine eingegrabene Gartentreppe erschlossen. Zuunterst mit wenig Licht aber 4,5 Meter Deckenhöhe befindet sich das Fotostudio. Das Geschoss darüber bekam eine Fensterfront zur Ausschachtung. Darüber erheben sich ganze vier Geschosse mit Büroflächen, von denen jedes eine eigene Terrasse durch die Verschiebung der Geschossebenen erhält. Treppe, Aufzug und Toiletten befinden sich an der Südseite des Gebäudes.
Von innen wirkt das Gebäude ähnlich rau wie außen die Betonhülle, doch die Materialoberflächen und Farbakzente sind als bewusste Ornamentierung gesetzt und spiegeln die Inhomogenität der gerahmten Ausblicke in die Umgebung wider. So ist das Haus Teil seiner Umwelt und zugleich Reflexion derselben: „mise en abyme“. (dd)
Fotos: Youngchae Park