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06.01.2025

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Neue Mitte am Rand

Bürgerzentrum in Niederwerrn von Schlicht Lamprecht Kern


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Ein Bürgerzentrum samt Museum, Dorfplatz und „Energiescheune“ soll als neue Mitte dem Aussterben des Ortskerns entgegenwirken. So will es die unterfränkische Gemeinde Niederwerrn, die als Bauherrin gemeinsam mit Schlicht Lamprecht Kern Architekten (Schweinfurt) das Ensemble aus zwei Neubauten, einem umgebauten Fachwerkhaus und einem historischen Scheunengebäude realisierte. Die Freiraumplanung verantwortete das Büro Dietz und Partner (Elfershausen). Das Projekt soll Modell stehen für ein nachhaltiges und zirkuläres Bauen.

Der Ortskern von Niederwerrn ist von Leerstand geprägt, während die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich in Richtung der angrenzenden Stadt Schweinfurt wuchs. Die Initiative für ein neues Zentrum, das den Ortskern mit dem Siedlungsgebiet Neu-Niederwerrn verbindet, ging 2014 aus einem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) hervor. Durch Kauf und Tausch sammelte die Gemeinde in den Folgejahren die notwendigen Grundstücke zusammen, bis 2022 mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte.

Zwei Neubauten bilden das Bürgerzentrum namens „MittenIm“ und begrenzen das Ensemble nach Norden. Die Architekt*innen versetzten sie zueinander, sodass zu allen Seiten Platz- und Eingangssituationen entstehen. Der westliche Gebäuderiegel wie auch Fundament und Sockelgeschoss des nebenstehenden Baus wurden in Recyclingbeton ausgeführt. Letzteres Volumen ergänzt eine Massivholzkonstruktion. Der Recyclinganteil stammt von der 2019 rückgebauten Talbrücke Rothof und damit aus der Gegend. Er wurde in einem nahegelegenen Werk aufbereitet.

Die Architekt*innen verwenden Holzwolle und verzichten nach eigener Aussage bis auf wenige Ausnahmen auf Folien und Verklebungen. Das Erdgeschoss nimmt nach Süden ausgerichtet ein Foyer mit Teeküche und den Bürgersaal auf. Rückseitig im Hang sind Neben- und Sanitärräume angeordnet. Das Obergeschoss schließt nach Norden ebenerdig an den Stadtraum an und beherbergt Vereinsräumen sowie ein Café. Bei einer Fläche von 575 Quadratmetern werden die Baukosten für die Neubauten mit rund 2,2 Millionen Euro netto angegeben.

Im Westen ließen die Architekt*innen ein historisches Scheunengebäude zu einem kleinen Nahwärmekraftwerk und einem Informationszentrum für nachhaltige Energiekonzepte umbauen. Dieses dient als Außenstelle einer benachbarten Bauhütte, die sich als „Ideengeber für regionstypisches Bauen“ mit kostenlosem Angebot versteht. Die Scheune gliedert sich in zwei Seitenschiffe, die an eine zentrale Durchfahrt anschließen. In einsehbaren Boxen kommen im nördlichen Gebäudeteil Technikanlagen einschließlich Wärmepumpe, Pelletheizung und Photovoltaik unter, die der Energieversorgung des gesamten Ensembles dienen. Südlich entstand eine Veranstaltungs- und Ausstellungsfläche.

Die Seitenschiffe erhielten einen Sockel aus Recyclingbeton, während die Durchfahrt aus Dränbeton besteht. Klinker eines rückgebauten Stalles ergänzen die Fehlstellen in der Gebäudehülle, der Dachstuhl wurde saniert. Die Fassade erhielt einen Schlämmputz, im Innenraum dient die Bretterschalung des benachbarten Betonneubaus als Wandverkleidung.

Im Osten grenzt der bereits erwähnte Fachwerkbau an den neuen Dorfplatz. Nach seinem Umbau beherbergt dies nun statt der ursprünglichen Wohnnutzung das Ladenmuseum eines ansässigen Lebensmittelunternehmers. Der Platz verbindet das Ensemble mit dem Bestand und nimmt unter anderem Pflanzenbeete auf und trägt mit einem niedrigen Wasserbecken zum lokalen Klima bei. Auch ein paar Sitzstufen gibt es hier. (sbm)

Fotos: Sebastian Schels, Stefan Meyer 


Zum Thema:

In einem zweiten Bauabschnitt sollen bis voraussichtlich 2026 zwei weitere, bestehende Gebäude umgebaut werden, die die Bibliothek und Musikschule erweitern. Hinzu kommt eine Platzgestaltung zur südlich angrenzenden Schweinfurter Straße.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

11

KuMiKö | 08.01.2025 16:50 Uhr

Konstruktion

Danke an die Planer für die Aussagen zur Konstruktion. Mich würde noch interssieren wie der Massivbau gedämmt wurde. (Kerndämmung?)

Sehr gelungenes Projekt übrigens, mein Kompliment!

10

Schlicht Lamprecht Kern Architekten | 07.01.2025 18:03 Uhr

DANKE !

@alle Kommentator*innen
ganz herzlichen Dank für Ihre lieben Worte und die Anerkennung aus allen Richtungen. Wir freuen uns sehr, vor allem auch im Namen der Gemeinde Niederwerrn.

@mages
Es handelt sich beim Massivbau um eine Recyclingbetonkonstruktion mit handwerklicher Bearbeitung der Flächen (Spitzen) und der Randbereiche sowie Ecken (Scharrieren)

Den Anschluss im Bereich des Ortgangs an den Ziegel haben wir, wie hier in der Region vor allem ab den 30er Jahren bis in die 60 Jahre typisch als angeputzten (hier angemörtelten) Übergang Giebelwand an Ziegel ausgeführt.

Dachüberstände, wie wir sie aus anderen Regionen kennen, sind bei uns in Franken eher untypisch.
Heute werden seitens der Industrie Produkte, wie Ortgangziegel und Bleche angeboten, so das diese alltäglichen Details ihrer Zeit leider mehr und mehr verloren gehen.

9

alen | 07.01.2025 16:37 Uhr

yeaaah!

wie immer ein hervorragend durchdachtes und vor allem durchgestandenes projekt aus der schweinfurter manufaktur um stefan schlicht und seinem team!
glückwunsch aus augsburg!

8

peter | 07.01.2025 15:06 Uhr

@mages, @leipziger

@mages: möchte ich auch sehr gern mal so bauen... dürfte aber eigentlich kein allzu großes problem sein: im randbereich solide befestigte, bis ca. 10 cm hinter vorderkante WDVS bzw. fassade reichende holzwerkstoffplatte, oberkante bündig mit unterkante konterlattung; darauf geeignete Abdichtung (EPDM oder gute unterspannbahn, seitlich zunächst überstehen lassen) darauf konterlattung mit nageldichtband, dann traglattung (bis 2-3 cm hinter vorderkante WDVS); randziegel verschraubt; anschließend WDVS von unten gegen diese abdichtung führen (ggf. perimeter-/sockeldämmplatten verwenden), so dass die abdichtung gegen die ziegel und die köpfe der traglattung gedrückt wird; letztere mit stabiler gewebearmierung überputzen; dichtbahn nach fertigstellung der putzarbeiten putzbündig oder mit minimalem überstand abschneiden. ziegel sollten seitlich min. 3-4 cm über putzoberfläche überstehen. ist vermutlich alles nicht fachgerecht gem. din und fachregeln, wird aber funktionieren, da abdichtung lückenlos vorhanden und trennlage zwischen ziegel und wdvs hergerstellt.

@leipziger: ostdeutsche klein- und mittelstädte sind in vielen fällen zwischenzeitlich in eine deutlich schöneren zustand als westdeutsche. so zumindest mein persönlicher eindruck.

7

Leipziger | 07.01.2025 11:31 Uhr

sauber

Richtig gutes Projekt, sehr feinfühlig eingefügt!

Sidenote: Von so durchgestalteten und sanierten Altstadtkernen kann man in ostdeutschen Kleinstädten leider nur träumen...

6

peter | 07.01.2025 10:46 Uhr

größtes lob

an alle beteiligten! ein wahres schmuckstück - einfühlsam, regional, zeitgemäß! tolle architektur, die man sich öfter wünschen würde.

5

mages | 07.01.2025 10:43 Uhr

GUT

Spontan fällt mir der regionaltypisch schlicht gestaltete Ortgang ins Auge, mich würde interressieren, wie dieser bei einer gedämmten Putzfassade im Detail funktioniert. Schön, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat!

4

Winterhoff | 07.01.2025 10:24 Uhr

Gut!

Endlich ein Lichtblick!
Wann sieht man schon etwas neu gebautes, über das man sich freuen kann. Eine echte Bereicherung und Verbesserung der Situation.
Glückwunsch!

3

Menna | 06.01.2025 18:30 Uhr

Endlich

Endlich, endlich, endlich einmal ein Projekt, das nicht als Rasterkisten-Flachdachufo (a la Schweiz) in einem Dorfkern gelandet ist. Das wird viele Jahrzehnte ueberdauern und dieses Dorf schmücken. Es sieht innen wie außen top aus. Glückwunsch an die Bauherren, die hier mit Sinn und Verstand ortsbezogen gebaut haben.

2

Tom | 06.01.2025 17:07 Uhr

Sehr gut

Das ist aus meiner Sicht konzeptionell und architektonisch wunderbar gelungen. Das Dorf hat einen überzeugenden Grund erhalten, vor Ort zu bleiben und nicht wegzuziehen - toll!

1

Toni Tek | 06.01.2025 15:54 Uhr

vorbildlich!

Sehr schön, das Projekt, und perfekt gemacht! Und so kann man Dorfkerne stärken! Dazu braucht es ein gutes Architekturbüro, eine aufgeschlossene Bürgerschaft und eine gute Kommunalpolitik. Manchmal sind tatsächlich alles drei Dinge gegeben. Toll.

 
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