Als „Kulturtempel“ bezeichnen K9 Architekten das Projekt, das sie Anfang 2023 im baden-württembergischen Kippenheim fertiggestellt haben. Es handelt sich dabei um ein neues Bürgerhaus für die rund 5.600 Einwohner*innen zählende Gemeinde am Rand des Schwarzwalds. Im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung hatte das Freiburger Büro 2019 mit seinem Entwurf den 1. Platz belegt und den Zuschlag erhalten. Nach zweijähriger Bauzeit wurde das Haus Ende März eingeweiht und wird nun von Vereinen oder für Veranstaltungen genutzt. Der festgelegte Kostenrahmen von rund sieben Millionen Euro konnte dabei eingehalten werden.
Als eingeschossiger Quader mit einer Bruttogrundfläche von 1.644 Quadratmetern ersetzt der Neubau die alte Festhalle des Ortes, deren notwendige Sanierung zu aufwendig gewesen wäre. Der Standort wurde dabei allerdings gewechselt – das neue Bürgerhaus steht nicht mehr innerhalb einer Wohnbebauung wie die alte Halle, sondern am nördlichen Ortsrand. Eingebettet zwischen Bundesstraße und Feldern, kann hier und auf dem unmittelbar angrenzenden, großzügigen Festplatz nun ausgiebig und lange gefeiert werden. Den umgebenden Freiraum planten freisign Landschaftsarchitektur (Freiburg).
Der Baukörper beherbergt einen 360 Quadratmeter großen Saal mit Bühne, die Gemeindebibliothek, einen Seminar- und Proberaum, ein Foyer mit Bewirtungsfunktionen sowie Serviceräume. Durch vorgelagerte Kolonnaden auf zwei Seiten entstand ein witterungsgeschützter Außenraum im Bereich des Haupteingangs und in Richtung der leicht tiefer gelegenen Festwiese. Diese ist über zwei Sitzstufen mit dem Bürgerhaus verbunden, somit bietet sich eine kleine Bühnensituation für Open-Air-Veranstaltungen.
Als Baumaterial für die Außenwände kam eingefärbter Leichtbeton zum Einsatz, dessen sandfarbener Ton dem in der Region typischen Lössgestein ähnelt. Die geringe Rohdichte des Leichtbetons von 1.200 kg/m³ und eine Wandstärke von 65 bis 68 Zentimeter dienen der Wärmedämmung, sodass auf zusätzliche Dämmmaterialien verzichtet werden konnte. Markantes Gestaltungsdetail des Hauses ist das geneigte und begrünte Dach, das sich über dem Festsaal wie ein kleiner Hügel erhebt.
Im Innenbereich nehmen Sichtbetonwände mit sägerauem Schalungsbild die Haptik der dunklen Holzverschalungen im Bereich der Kolonnaden auf. Der Saal hingegen ist mit einer hellen, abgehängten Holzakustikdecke und Eichenparkett ausgestattet. Runde Oberlichter ermöglichen eine gleichmäßige, natürliche Belichtung, während eine große Fensterfront mit Flügeltür zum Festplatz den direkten Bezug zum Außenraum herstellt. (da)
Fotos: Yohan Zerdoun
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R.Stenz | 20.07.2023 12:14 Uhr----------------
Formal stimmt hier gar nichts.
Für eine Lochfassade fehlt die Begrenzung, für eine Arkade sind die massiven Säulen zu plump und haben nach unten auch keinen Halt und "verschwimmen" im Gelände.
Auf der einen Seite eine strenge Geometrie die eine Box sein will aber nicht darf, und dann konterkariert wird durch den "pultigen" Dachaufbau und die Stummelschrägen im inneren.
Irgendwie ein Zwitterwesen, dass nicht so recht weiß was es sein will. Hier hätte eine wirklich bedeutender Ortseingang entstehen können. So ist es ein reiner Zweckbau, der seine Banalität hinter dem Sichtbeton versteckt. Schade