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11.03.2021
Gut behütet am See
Bürgerhaus in Coburg von Studio Gründer Kirfel
Der Stadtteil Wüstenahorn im oberfänkischen Coburg gilt seit langem als sozialer Brennpunkt. Wegen niedriger Einkommen, einem vergleichsweise hohen Anteil an Migrant*innen, Alleinerziehenden und älteren Menschen sowie aufgrund des Modernisierungsrückstaus wurde das Gebiet 2008 in das Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen. Bisher flossen 1,5 Millionen Euro Städtebaufördermittel unter anderem in den sozialen Wohnungsbau, seit 2009 ist ein Quartiersmanagement aktiv, ein Bürgerverein engagiert sich für den Zusammenhalt der Bewohner*innen.
Der im Herbst 2020 fertiggestellte Neubau des Bürgerhaus Wüstenahorn ist nun leuchtend sichtbares Zeichen der Bemühungen, mehr Lebensqualität in das Viertel zu bringen. Auf 670 Quadratmeter BGF sind darin nach Plänen von Studio Gründer Kirfel (Bedheim) ein großer Bürgersaal, ein Café, ein Quartiersmanagementbüro, eine Sozialarbeiterstation und Seminarräume für die Volkshochschule entstanden. Die Architekten hatten 2016 einen entsprechenden Realisierungswettbewerb gewonnen. Auftraggeber ist die städtische Gesellschaft Wohnbau Stadt Coburg, die Baukosten werden mit 1,15 Millionen Euro angegeben.
Auffällig ist das große, schwer wirkende, mit Schiefer gedeckte und an allen Seiten überstehende Dach. Laut Architekten waren architektonische Einflüsse aus Japan am Entwurf beteiligt, die Schieferdeckung verweist auf die Baukultur im nördlichen Franken, wo vor allem öffentliche Bauten derartig gedeckt sind. Wie ein warmer Hut ruht es auf dem zweigeschossigen Bau, der sich an der Hangkante zum Wolfgangsee festhält und über großflächige, holzgefasste Fenster öffnet. In der klassischen Manier an Ufern stehender Pier- oder Pavillonbauten, wollen die Architekten ihn denn auch als Mittler zwischen Land und Wasser verstanden wissen.
Was von außen ganz selbstverständlich und simpel aussieht, birgt eine nicht alltägliche Konstruktion. Die Dachform baut sich über einem symmetrischen Fünfeck auf. Durch die Erschließung ist der Kern aus dem Zentrum geschoben und damit auch der Hochpunkt des Daches, was zu unterschiedlich steilen Dachflächen und vergleichsweise großen Spannweiten führt. Der Abbund geschah mit Hilfe eines digitalen Modells und im CNC-gestützten Verfahren, nur wenige Hölzer sind identisch. Hirnholzparkett, robuste Einbauten und Möbel sowie sägeraue Stützen prägen den Innenraum. Das in den Hang geschobene Sockelgeschoss und der innenliegende Kern geben Stabilität.
Indem sich das Bürgerhaus in den umlaufenden Schilfgürtel einreiht und dem See eher als den umliegenden Wohnbauten zuordnet, stellt es seine Sonderfunktion heraus. Doch nicht nur mit dem Standort und der Durchführung eines Architekturwettbewerb hat man in Wüstenahorn gute Entscheidungen getroffen. Bereits im Vorfeld des Wettbewerbes gab es Veranstaltungen, auf denen Bürger Wünsche an das Haus formulieren konnten. Nicht zuletzt ist der Name Ergebnis kollektiver Debatte. „Haus am See“ wurde im Rahmen eines Wettbewerbs ermittelt, an dem alle Vorschläge einreichen konnten. (fm)
Fotos: Sebastian Schels
Der im Herbst 2020 fertiggestellte Neubau des Bürgerhaus Wüstenahorn ist nun leuchtend sichtbares Zeichen der Bemühungen, mehr Lebensqualität in das Viertel zu bringen. Auf 670 Quadratmeter BGF sind darin nach Plänen von Studio Gründer Kirfel (Bedheim) ein großer Bürgersaal, ein Café, ein Quartiersmanagementbüro, eine Sozialarbeiterstation und Seminarräume für die Volkshochschule entstanden. Die Architekten hatten 2016 einen entsprechenden Realisierungswettbewerb gewonnen. Auftraggeber ist die städtische Gesellschaft Wohnbau Stadt Coburg, die Baukosten werden mit 1,15 Millionen Euro angegeben.
Auffällig ist das große, schwer wirkende, mit Schiefer gedeckte und an allen Seiten überstehende Dach. Laut Architekten waren architektonische Einflüsse aus Japan am Entwurf beteiligt, die Schieferdeckung verweist auf die Baukultur im nördlichen Franken, wo vor allem öffentliche Bauten derartig gedeckt sind. Wie ein warmer Hut ruht es auf dem zweigeschossigen Bau, der sich an der Hangkante zum Wolfgangsee festhält und über großflächige, holzgefasste Fenster öffnet. In der klassischen Manier an Ufern stehender Pier- oder Pavillonbauten, wollen die Architekten ihn denn auch als Mittler zwischen Land und Wasser verstanden wissen.
Was von außen ganz selbstverständlich und simpel aussieht, birgt eine nicht alltägliche Konstruktion. Die Dachform baut sich über einem symmetrischen Fünfeck auf. Durch die Erschließung ist der Kern aus dem Zentrum geschoben und damit auch der Hochpunkt des Daches, was zu unterschiedlich steilen Dachflächen und vergleichsweise großen Spannweiten führt. Der Abbund geschah mit Hilfe eines digitalen Modells und im CNC-gestützten Verfahren, nur wenige Hölzer sind identisch. Hirnholzparkett, robuste Einbauten und Möbel sowie sägeraue Stützen prägen den Innenraum. Das in den Hang geschobene Sockelgeschoss und der innenliegende Kern geben Stabilität.
Indem sich das Bürgerhaus in den umlaufenden Schilfgürtel einreiht und dem See eher als den umliegenden Wohnbauten zuordnet, stellt es seine Sonderfunktion heraus. Doch nicht nur mit dem Standort und der Durchführung eines Architekturwettbewerb hat man in Wüstenahorn gute Entscheidungen getroffen. Bereits im Vorfeld des Wettbewerbes gab es Veranstaltungen, auf denen Bürger Wünsche an das Haus formulieren konnten. Nicht zuletzt ist der Name Ergebnis kollektiver Debatte. „Haus am See“ wurde im Rahmen eines Wettbewerbs ermittelt, an dem alle Vorschläge einreichen konnten. (fm)
Fotos: Sebastian Schels
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