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04.04.2019
Terrazzo und Geschichte
Bürgerhaus der Stadt Ulm von Bez + Kock
Die baden-württembergisch-bayrische Grenzstadt Ulm rühmt sich einer langen bürgerlichen Tradition. Unter anderem verfügt sie über die älteste Verfassung aller deutschen Städte, was im Juli mit einem eigenen Feiertag begangen wird. Passend zu dieser Geschichte haben Bez + Kock Architekten (Stuttgart) hier im letzten Jahr ein neues Gebäude für die Bürgerdienste der Stadt fertiggestellt. Das Haus zeigt im Erdgeschoss zwei Fragmente der alten Stadtmauer. Diese hatte man während der Aushubarbeiten sichergestellt.
Mit dem Neubau an der Olgastraße – verkehrsgünstig zwischen Bahnhof und der Altstadt mit dem Münster gelegen – werden alle bürgernahen Angebote Ulms in einem einzigen Gebäude zusammengefasst. Das aus einem zweigeschossigen Sockel und einem fünfgeschossigen Kopfbau bestehende Volumen spiegelt dabei die Intensität der Nutzung: Alle hochfrequentierten Bereiche liegen im Erdgeschoss und sind um eine Halle herum organisiert, während die Architekten die Abteilungen mit weniger Besucherverkehr im Turm unterbrachten. Lufträume und offene Treppenläufe sorgen in allen Teilen des Gebäudes für Durchlässigkeit. Ganz oben befindet sich zudem eine Stadtloggia mit Blick auf die Altstadt.
Das bürgerliche Selbstverständnis Ulms wird dabei auch im Standort des Neubaus erkennbar: An der Olgastraße, die den Verlauf der früheren Stadtmauer nachzeichnet, befinden sich unter anderem die Handwerkskammer, das Landgericht und das Theater, das mit seiner Gründung im Jahr 1641 ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblickt. Auch eine gelungene Doppelsporthalle von h4a architekten reiht sich hier 2016 ein. Städtebaulich bildet der neue Verwaltungsbau mit der Handwerkskammer einen kleinen Platz, an dem sich der in die Fassade eingeschnittene Zugang befindet.
Die klare Architektur von Bez + Kock (Bauleitung vor Ort: Ernst² Architekten) kann sich in dieser vieldeutigen Umgebung – und angesichts der vielspurigen Straße – gut behaupten. Die Fassade aus hellem Ortbeton wurde in handwerklicher Feinarbeit gestockt und um die Fenster scharriert. Dadurch wurde auch das beigemischte, gelbliche Juragestein freigelegt. Im Inneren führten die Architekten die gestockten Oberflächen weiter und kombinierten sie mit geschliffenen Terrazzoböden. In den Böden ist auch der Verlauf der Stadtmauer samt hier einst befindlichem Pulverturm nachgezeichnet. Lackierte Holzeinbauten runden die hochwertige Ausführung dieses Verwaltungsbaus ab. (sb)
Fotos: Brigida González
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