Hier liegt es vor uns, das Opus Magnum eines unabhängigen Geistes, der seit Jahrzehnten die Architekturentwicklung in Deutschland scharfsinnig beobachtet, bewertet und einordnet. Im Zweifel steht er eher auf der Seite einer sozialen, zeitlosen, recht verstandenen Moderne, statt jeweils diversen „Ismen“ hinterherzulaufen – auch wenn sein bekanntestes Buch ein – längst neubearbeitet vorliegendes – Standardwerk über einen berühmten „Ismus“ der Baugeschichte ist: sein Band über die Architektur des Expressionismus.
Der Expressionismus als – eine – Wurzel der Moderne steht folgerichtig relativ vorne im chronologisch aufbereiteten Bericht über die Architektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Zügig geschrieben, ohne unnötiges Theoriechinesisch, schafft es der Autor, die Geschichte spannend zu halten. Er entwirft eine Tour de Force durch Strömungen, Epochen und Erfolge, aber auch die grausamen Irrtümer der Nachkriegsmoderne. Dass dann am Ende alles, was irgendwie wichtig ist, auch „drin“ ist in einem solchen Band, ist nur eine der herauszuhebenden Leistungen des Autors, der sich im übrigen mit seinen Beispielen und (politischen) Themen bis in die unmittelbare Gegenwart des Jahres 2005 wagt: Der opulente 600-Seiten-Band endet mit einer Betrachtung „Was bleibt und was sich ändert“, in der auch über Suburbia und das Schrumpfen der Städte nachgedacht wird.
(Benedikt Hotze)
Wolfgang Pehnt
592 Seiten, rund 850 Abbildungen, Gebunden mit Schutzumschlag, 49,90 Euro
DVA, 2005
ISBN: 3421034389