Braucht man solche Bücher? Natürlich nicht. Werden solche Bücher dennoch gebraucht? Offensichtlich, denn nach dem ersten Band „Stuttgart“ wagt sich der Verlag nun schon an das zweite derartige Projekt: „40 Räume Berlin“. Grund genug, einmal in das innenarchitektonische Bilder-Buch hineinzusehen.
Die ersten 15 Projekte sind Wohnungen, Lofts und Dachgeschosse – schicke Bauaufgaben für junge Architekten, auch wenn man sich bei Bildern von bewohnten Interieurs immer unwillkürlich in einer der einschlägigen Special-Interest-Zeitschriften rund um das besonders schöne Wohnen wähnt.
Die zweite Rubrik zeigt gewerbliche Läden, Clubs und Lokale – hier wird es schon öffentlicher mit den Innenräumen. Und in der dritten Abteilung kommen 15 Objekte zum Zuge, die eine städtebauliche Bedeutung für sich beanspruchen können – zu sehen natürlich auch hier nur von innen.
Die Fotografien sind durchgängig hervorragend. Aber Erfolg oder Misserfolg eines solchen Wundertüten-Konzepts liegt natürlich bei der Auswahl der Objekte. Die meisten hier gezeigten Projekte sind in den letzten drei, vier Jahren entstanden – somit also durchaus eine Leistungsschau der aktuellen Berliner Innenarchitektur-Szene. Die meisten Bauten begegnen dem halbwegs vor Ort Kundigen hier auch nicht zum ersten Male. Was das Buch dann aber doch überraschend macht, sind eingestreute Szenen aus älteren Epochen; da gibt viele trendige Siebziger-Jahre-Sachen wie das ICC oder die tschechische Botschaft, aber auch Fifties-Schwünge wie beim Palais am Funkturm oder dem Kino International sind zu sehen. Gänzlich abseitig dann das Innere der Radar- und Abhöranlagen auf dem Teufelsberg, die – vom Vandalismus gezeichnet und zum Abriss vorgesehen – einen ganz eigenen Berlin-Touch einbringen. Jetzt warten wir auf 40 Räume in... Suchen Sie sich einen Ort aus.
(Benedikt Hotze)
Markus Brodbeck, Darius Ramazani (Hg.)
204 Seiten, 200 farbige Abbildungen, Text: deutsch/englisch, broschiert
Format: 19 x 17 cm
Preis: 29,00 Euro
avedition, Stuttgart 2005
ISBN: 3899860632