Holz - ein Sinnbild für Beständigkeit
Befriedigt Holz Sehnsüchte? Vielleicht „...die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, nach dem Authentischen, dem jedermann vertrauen kann”? Gunda Dworschak und Alfred Wenke behaupten dies jedenfalls. Nicht nur die haptischen Qualitäten des Werkstoffes, sondern auch der für jedermann nachvollziehbare Entstehungsprozeß eines Holzhauses machen das Material zu einem Sinnbild für Einfachheit und Beständigkeit und damit zu mehr als einem Trend. Möglichkeiten und Wege, Wohnhäuser unter 2.000 Mark pro Quadratmeter in Holz zu erstellen, wollen die beiden Autoren im vorliegen Band „Holzwohnhäuser“ aus dem Verlag für Bauwesen beleuchten.
In einem kurzen Vorwort wird auf die wesentlichen Aspekte und Ansatzpunkte in Planung und Ausführung verwiesen, die eine Reduzierung der Baukosten ermöglichen. Neben der industriellen Vorfertigung, der Modulbauweise und der Herstellung in Serie werden die Einsparpotentiale durch Eigenleistung hervorgehoben. Die 13 vorgestellten Arbeiten sind dementsprechend in vier thematische Bereiche gegliedert: „Vorfertigung und Modul”, „Mit Eigenleistung“, „Material und Ausbau“ und „In Gemeinschaft“.
Die große Bandbreite der Projekte reicht dabei von der begehbaren Skulptur als Wochenendhaus bis hin zum verdichteten sozialen Wohnungsbau. Mit zwei Ausnahmen, einem sich zur Landschaft hin öffnenden Wohnhaus in Australien und einem Projekt in Japan, beschränkt sich die Auswahl der Bauten auf Deutschland, die Schweiz und Österreich.
Beispiele wie die Hausgruppe mit sechs Wohnhäusern in Oberviehbach (Büro 4, S. Wagner und F. Wanner) oder auch ein Mehrfamilienhaus in Winikon bei Luzern (Architekten Lengacher und Emmenegger) belegen, wie mit einfachen architektonischen Mitteln und einer materialgerechten Bauweise eine hohe Wohnqualität mit differenzierten Raumsequenzen und -bezügen erreicht werden kann.
Gute Beispielsammlung
Die Autoren haben sich bemüht, durch ausführliche Erläuterungen zu den jeweiligen Rahmenbedingungen eine Vergleichbarkeit der Projekte untereinander herzustellen. Gerade dadurch wird jedoch offensichtlich, daß sich individuelle Wohnhäuser, die völlig unterschiedlichen Ansprüchen genügen und deren Ausbaustandard und Detaillösungen extrem voneinander abweichen, nicht einfach auf Basis ihrer Herstellungskosten miteinander vergleichen lassen.
Die Präsentation der Projekte ist gestalterisch anspruchsvoll und erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Am Anfang jedes Projektes steht ein „Steckbrief” mit wichtigen Daten und einem kurzen Verweis auf die Maßnahmen, die in erster Linie zur Kostenreduzierung führten. Ausführliche Bildunterschriften ergänzen die zahlreichen Fotos und Abbildungen. Die Beschreibung des Entwurfskonzepts, der Konstruktion und der jeweiligen Rahmenbedingungen ist thematisch gegliedert und wird durch Angaben zu den Baukosten ergänzt. Der Leser kann sich so entweder nur einen Überblick verschaffen oder in die Besonderheiten des Projekts vertiefen.
Auch wenn sich aus den vorgestellten Beispielen keine Handlungsstrategien oder allgemeingültige Kriterien zur Kostenminimierung beim Bauen ableiten lassen, wird neben Anhaltspunkten zur Reduzierung des Standards ein vielfältiges Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt. Der vorliegende Band eignet sich als Beispielsammlung für den interessierten Bauherren und bietet dem Planer in vier - allerdings recht kurzen - Fachbeiträgen zum Thema „Bauen mit Holz” sowie durch das umfangreiche Quellen- und Literaturverzeichnis Hinweise zur weiterführenden Vertiefung.
(Birgit Klauck)
Gunda Dworschak, Alfred Wenke
Gebunden,182 Seiten, 250 Abbildungen
Verlag für Bauwesen, Berlin 1998
ISBN: 3-345-00644-8