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01.01.1997
Der Wohngrundriß
Bücher im Baunetz
Das Geheimnis des Wohnungsgrundrisses
„Wieviel Wohnung braucht der Mensch und wie muß sie beschaffen sein?“ Mit dieser Schlüsselfrage erforscht Peter Faller, inzwischen emeritierter Wohnbau-Professor der Universität Stuttgart, das Geheimnis des Wohngrundrisses seit 1920. Mit einer Analyse der funktionalen, räumlichen, sozialen, hygienischen, ökonomischen, bautechnischen und städtebaulichen Aspekte und deren Wechselwirkung werden Prinzipien zur methodischen Grundrißentwicklung herausgearbeitet. In ihrer Verknüpfung untereinander ergeben sie die Gesamtheit einer Wohnsituation, die auf die Grundbedürfnisse des Bewohners zugeschnitten sein soll.
Innere und äußere Zusammenhänge
In zehn Kapiteln untersucht Faller Wohngrundrisse für Familienwohnungen oder andere spezifische Gruppen im Zusammenhang mit dem privaten Außenraum, im Hinblick auf Orientierung, Raumbedarf, Veränderbarkeit, Wohnbautechnik, Erschließung, ruhenden Verkehr und in ihrem städtebaulichen Kontext. Die Auswahl der mit zahlreichen Abbildungen illustrierten Beispiele erhebt nicht den Anspruch auf historische Vollständigkeit.
Vielmehr sollen anhand der zum Teil prominenten Beispiele Einzelaspekte erläutert werden, die im komplexen Zusammenspiel eine gute Bewohnbarkeit ergeben. Ein weiteres Kapitel unter der Überschrift „Schlüsselprojekte” faßt chronologisch geordnet vom Wohnquartier Spangen in Rotterdam (Architekt: Michiel Brinkman) über Le Corbusiers Unité d`Habitation und Aaltos Interbau-Projekt für Berlin bis hin zu kommunikativen Wohnformen von des dänischen Büros Tegnestuen Vandkunsten oder dem Züricher Wohnprojekt Hellmutstraße (A.D.P. Ramseier, Jordi, Angst, Hofmann) all diejenigen Projekte zusammen, die Entwicklungsschübe auslösten und wegbereitende Ansätze aufzeigen.
Gebäudekundliche Untersuchung
In seiner gebäudekundlichen Untersuchung geht Faller weniger auf sozialgeschichtliche oder wohnungspolitische, sondern vielmehr auf gesellschaftliche und ökonomische Rahmenbedingungen ein, die den Wandel im Wohngrundriß maßgebend beeinflußt haben. Plastisch, präzise und für den Leser nachvollziehbar unter sucht er, was sich im westeuropäischen Wohnungsbau (mit eindeutigem Schwerpunkt auf Deutschland) unter welchen Rahmenbedingungen wie entwickelt hat und welche Schlußfolgerungen sich daraus für den heutigen Wohnbau ziehen lassen. Anschaulich und schlüssig wird der beispielsweise Bedeutungswandel der Wohnstube und dessen Auswirkung auf den Grundriß übermittelt. Faller zeigt, wie im verdichteten Wohnbau ein Wohn-Ort entstehen kann, der sowohl individuelle Rückzugsmöglichkeiten als auch kommunikative Zonen auf kleinstem Raum bietet.
Schlicht und ergreifend
Das Buch erklärt auf sachliche und verständliche Weise, wie mit bescheidenen Mitteln eine qualitativ hochwertige Wohnatmosphäre entstehen kann, also mit unspektakulären Methoden gute Resultate zu erzeugen sind. Das Buch funktioniert nicht als „Wohnungsgrundriß-Atlas”, auch werden keine fertigen Patentrezepte angeboten – das Buch wird schlicht und ergreifend seinem Anspruch gerecht, dem Leser die Augen zu öffnen und Anregungen für jeden zu geben, der sich mit dem Bau von Wohnungen beschäftigt.
(Uta Wilhelm)
Peter Faller
Untersuchung im Auftrag der Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg.
Gebunden, 392 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Stuttgart 1997 (2. Auflage)
ISBN: 3-421-03211-4
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