In den Regalen der Fachbuchhandlungen finden sich bereits einige monografische Bände über das japanische Architekturbüro SANAA. Sie alle vermitteln die reduktive entwerferische Sprache, die Kazuyo Sejimas und Ryue Nishizawas Arbeiten eigen ist. Und doch geht es noch tiefer, noch verbundener, und dies nicht nur durch die Kraft des Beschriebenen.
Der Südtiroler Fotograf Walter Niedermayr wurde vor allem mit Bildern von Hochgebirgslandschaften bekannt, die auf feinste Weise die Erhabenheit des Abgebildeten wiedergeben. Er beschäftigt sich nunmehr seit sechs Jahren mit dem OEuvre SANAAs und dokumentiert die Projekte auf interpretierende Art.
In dem ihm eigenen fahlen Licht entwirft er Diptychen, innerhalb derer er Momente, verschiedene Blickwinkel und somit Bewegungen wiedergibt. Im Normalfall mag Fotografie immer nur die zweidimensionale Abbildung einer dreidimensionalen Wirklichkeit sein, doch Niedermayr unterwirft sich diesem Gesetz nicht. Die Frage stellt sich, was Wirklichkeit dreidimensional macht. Gehen Wahrnehmung und Geometrie Hand in Hand? Letztlich ist es die Bewegung eines Betrachters oder seiner Umgebung,die Räumlichkeit erlebbar macht.
Niedermayrs Fotografien schaffen es, SANAAs Architektur respektive deren räumliche und atmosphärische Wirklichkeit zu erzählen, indem er den Faktor der Bewegung hinzufügt. Damit gelingt es ihm, den leichten Charakter ihrer Projekte sowie die Ambivalenz ihrer Arbeit einzufangen.
Was wir am Ende erkennen können, ist das Wechselspiel zwischen Minimalismus und einer starken narrativen Komponente der Entwürfe. Dieses Buch, erschienen als Katalog zur Ausstellung im „deSingel internationaal kunstcentrum“ in Antwerpen, ist der Versuch, das Tun der Architekten grundlegend zu erfassen. Der Fotograf erreicht dies auf ganz unprätentiöse Weise, seine Bilder scheinen eins mit der Architektur. (Andrea Böhm)
Moritz Küng
Gebunden, 148 Seiten, 78 Abbildungen, 39,80 Euro
Hatje Cantz, 2007
ISBN: 3775718907
