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30.07.2015

Ludwig Leo Ausschnitt

Bücher im Baunetz


Von Stephan Becker

Seine Bauten gehören zu den kompromisslosesten Werken der deutschen Nachkriegsarchitektur, doch ebenso spannend sind seine geheimnisvollen Zeichnungen: Für Ludwig Leo, der einst den Berliner Tiergarten mit der riesigen rosaroten Röhre des sogenannten Umlauftanks verzierte, war die Arbeit mit Stift und Papier gleichermaßen Prozess wie Ergebnis. Hier wurde überlegt und konzipiert, aber auch überprüft, revidiert und schließlich detailliert beschrieben. Das Ergebnis sind wunderschöne Pläne von hoher Komplexität, die einem mehr über Architektur erzählen als so manches Lehr- oder Theoriebuch.

Dass Ludwig Leo und seine Arbeit inzwischen nicht mehr nur einer kleinen, aber feinen Fangemeinde bekannt sind, verdankt sich der Ausstellung „Ausschnitt“, die nach Berlin auch in Stuttgart und London zu sehen war. Vier Projekte wurden zunächst präsentiert – neben der pyramidalen DLRG-Station mit ihrem Bootsaufzug auch die Sporthalle Charlottenburg und seine Entwürfe für die Laborschule Bielefeld und das Landschulheim am Solling –, wobei der Schwerpunkt auf Leos grundsätzlichen architektonischen Ideen und seinem eigenwilligen Entwurfsprozess lag. Denn Leo arbeitete fast immer allein – mit einer kontemplativen Ruhe, die angesichts der heutigen Hektik wie ein ferner Traum erscheinen muss.

Zur Ausstellung in Berlin erschien 2013 ein kleines Buch, das Teile seines Werkes erstmalig in gedruckter Form zugänglich machte und das nach kürzester Zeit vergriffen war. Erst jetzt, zwei Jahre später, folgt anlässlich der Londoner Ausstellung Nachschub: Der neue Katalog umfasst jedoch nicht nur das Material der ersten Fassung, sondern er wurde als großformatiges Buch vollkommen neu konzipiert. Besonders Leos Zeichnungen sind jetzt dank zahlreicher Ausklapper bis in die kleinsten Details lesbar, während ergänzende Texte unter anderem von Peter Cook und Dieter Hofmann-Axthelm die spielerisch-bunte, jedoch immer funktionale Architektur Leos einordnen.

Mit dabei ist außerdem auch der Umlauftank, Leos prominentestes Gebäude, das in der ersten Fassung aus konzeptuellen Gründen nicht vertreten war. In Berlin ging es nämlich um sein unbekanntes Werk, während in London auch jenes Projekt von Interesse war, für das die britische Szene einst nach Berlin kam. Für den Leser ist dies ein Glücksfall, ergänzend zum Ausschnitt bekommt man nun erstmalig einen umfassenden Überblick.

Ludwig Leo Ausschnitt

Herausgegeben von Antje Buchholz, Jack Burnett-Stuart, Gregor Harbusch, Michael von Matuschka und Jürgen Patzak-Poor
AA Publications, London 2015
Paperback, 152 Seiten, Englisch
37,50 Euro

Der Katalog ist im ausgewählten Fachbuchhandel, online im AA Bookshop und demnächst auch regulär im Internet erhältlich.


Zum Thema:

www.ludwigleoausschnitt.tumblr.com


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Umlauftank, 1974, Foto: Wilfried Roder-Humpert, 1977

Umlauftank, 1974, Foto: Wilfried Roder-Humpert, 1977

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