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01.09.2013

Die sieben Plagen des Bauens

Bücher im BauNetz: Warum man Black Box BER lesen sollte


Die Geschichte über das aktuelle Hauptstadtprojekt aus dem Hause gmp ist im ganzen Land bekannt: Der Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ ist „Deutschlands peinlichste Baustelle“. Drei Eröffnungstermine gab es, drei mal wurden diese verschoben, Schuld an allem sollen die Architekten sein.

Soweit. Eigentlich gehören interne Streitereien nicht an die Öffentlichkeit, nun „bricht der Architekt sein Schweigen“ und hat aus Enttäuschung, Frust und Wut über die katastrophalen Ereignisse seit dem Baubeginn im Juli 2008 nun ein Buch geschrieben. „Black Box BER. Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut“ betitelt Meinhard von Gerkan sein Werk, das auf 160 Seiten alle Ereignisse und Skandale zusammenfasst – aus Sicht der Architekten und Planer natürlich.

Zusätzlich ordnet von Gerkan den Flughafenbau in einen größeren Kontext und vergleicht es mit anderen internationalen Großbauprojekten, die mit öffentlichen Geldern realisiert wurden – mit einem Ausflug in weitere Bauskandale wie bei der Millenium Bridge in London, dem Terminal 2E des Flughafen Paris Charles de Gaulle oder Stuttgart 21: „Die Sieben Plagen des Bauens“ werden hier ungeschönt zusammengefasst. Das Buch darf man deshalb nicht als wütende Streitschrift eines Architekten verstehen, der – nachdem er sich mit dem neuen Flughafenchef Hartmut Mehdorn versöhnt hatte – sein Buch kurz vor der Veröffentlichung am liebsten zurückgezogen hätte. Es geht hier um mehr.

Planung und Bau des neuen Hauptstadtflughafens stehen hier als Symbol für eine bittere Wahrheit: Nur selten ist Architektur heute auch gleich Baukunst – öffentliche Bauprojekte dienen hauptsächlich Politik und Wahlkampf, nicht der Festigkeit, Nützlichkeit, Beständigkeit und Schönheit, wie Vitruv einst die Tugenden eines Bauwerks auf den Punkt brachte: ein Werteverlust. Hinzu kommt ein grundlegendes Missverständnis: Baukunst wird nicht in Serie gefertigt, sondern ist immer eine Art Prototyp – das braucht Zeit und Geld. 

Doch die Rolle des Architekten ist heute eine andere: Von Gerkan unterteilt die Großbauten unserer Zeit in zwei Sparten und spricht von Banal- und Signalarchitektur. Dementsprechend haarig ist das Baugeschäft: eine unberechenbare Dienstleistung für Architekten, der Bauherr ist König, und die Politiker sind ignorant. Meinhard von Gerkan schreibt all dies mit spitzer Feder – er zählt schließlich zu den wenigen Architekten, die wunderbare Texte verfassen können. Das liest sich nicht nur gut, schnell und ist amüsant, von Gerkan hat etwas zu sagen und bringt – am Ende ungewollt – Zündstoff in den Sumpf der gesamten Baubranche. Das muss natürlich nicht Jeden interessieren. „Black Box BER“ ist aber eins der Bücher, die man gelesen haben sollte. (Jeanette Kunsmann)

Black Box BER
Meinhard von Gerkan
Quadriga Verlag, Berlin
Gebunden, 160 Seiten
14,99 Euro 

www.quadrigaverlag.de


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