Was ist das denn? Ein Schlüsselroman, eine Dokusoup oder ein eigenanalytisches Elaborat aus der Paartherapie? Wohl von allem etwas. Die Disposition: Der Protagonist und Ich-Erzähler ist der einfühlsamste Niederbayer der Welt. Allerdings richtet sich seine Einfühlsamkeit hauptsächlich auf die Bedürfnisse seiner eigenen Person. Und die bestehen wiederum hauptsächlich darin, unbedingt mitten in München in der lauten, klapprigen Altbauwohnung leben zu wollen.
Zum Glück hat ein Götterbote, in dem der Rezensent – nur leicht verfremdet – sich selbst erkennt, ihn einst in Berlin mit der resoluten grünäugigen Pia vom Niederrhein verkuppelt. Sie sucht jetzt mit unerträglichem Pragmatismus nach angemessenem Wohnraum für das Paar mit seinen drei kleinen Kindern. Der Protagonist empfindet das als Angriff auf seinen Lebenstraum, ist er doch stolz darauf, erst vor 25 Jahren aus der Reihenhausidylle Niederbayerns entkommen zu sein.
„Meine Frau will einen Garten“ ist die Geschichte der Schritt-für-Schritt-Kapitulation des unwilligsten Häuslebauers Münchens vor dem Vorstadthorror aus Powergrillern und Baumarktjunkies. Der Autor hat beruflich mit Architektur zu tun, stellt sich hier aber dumm, und so gelingen ihm auch noch einige köstliche Seitenhiebe auf die Design-Schickeria, die wohl nur in München so unerbittlich humorlos ist.
Wer das alles lesen soll? Keine Ahnung. Aber es liest sich gut. Ach, übrigens, das schmale schwarze Haus der Familie Matzig gibt es wirklich. Es stammt von Andreas Meck und stand unmittelbar nach seiner Fertigstellung schon im „Baumeister“, dem Zentalorgan der Münchener Architekturszene. Welcome home! (-tze)
Gerhard Matzig: Meine Frau will einen Garten. Vom Abenteuer, ein Haus am Stadtrand zu bauen
Wilhelm-Goldmann-Verlag, München, 2010
Gebunden, mit Schutzumschlag, 256 Seiten, ISBN: 978-3-442-31201-6, 17,95 Euro
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...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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BCH | 03.03.2010 19:49 UhrBaumeister
Bene,
das mit dem "Zentralorgan der Münchner Architekturszene" übernehmen wir. Andere Verlage müssen für solche Testimonials viel Geld ausgeben.
Herzlich ***W