„Hört auf zu bauen“ – das scheint schon lange her zu sein. Dennoch hat es heute eine immer größere Relevanz, jedenfalls wenn man es auf die Wertschätzung des Bestehenden bezieht. Der Gestalten Verlag nutzt die Zeichen der Zeit und ruft ein fröhliches „Build On“ in die Runde. Auf 240 reich bebilderten Seiten werden Projekte gezeigt, in denen sich neue Architektur bewusst mit bestehenden Strukturen auseinandersetzt. Keines davon jedoch im Sinne einer konservierenden Bewahrung – hier werden atmosphärische, konstruktive oder architektonische Qualitäten analysiert, um auf diesen – im wahren Wortsinne – aufzubauen.
Die Gestalten nennen das „Converted Architecture and transformed Buildings“ – auf deutsch würde es, etwas weniger sexy, vielleicht „Anbauten, Umbauten, Ausbauten“ heißen. Denn tatsächlich gliedert sich das Buch lose in drei Teile, die das Erweitern, das Ergänzen oder das gänzliche Überformen von vorhandenen Strukturen beinhalten. Die Autoren Robert Klanten und Lukas Feireiss haben aus den letzten Jahren bekannte und wenig bekannte Projekte aus der ganzen Welt versammelt: Der Gasometer B in Wien (Coop Himmelb(l)au), das Caixa Forum Madrid (Herzog deMeuron) oder die Ontario Art Gallery (Frank Gehry) gehören zum Bekannten. Dazu kommen aber auch international unbekanntere Projekte wie Schloss Freudenstein (AFF), die Moritzburg in Halle (Nieto Sobejano) oder Einfamilienhäuser von Meixner Schlüter Wendt, Peter Haimerl oder MVRDV. Erstaunlich viele kleinere Projekte, gerade aus Deutschland und der Schweiz – andererseits fehlt erstaunlicherweise etwa der Umbau der Kohlenwäsche Zollverein von Rem Koolhaas in Essen.
Wie von diesem Verlag gewohnt, ist „Build On“ eine äußerst attraktiv gestaltete und sehr umfangreiche Sammlung aktueller Projekte, dargestellt mit sehr guten Architekturfotografien. Etwas enttäuschend ist hingegen (wieder) die so gut wie nicht vorhandene Präsentation von Plänen zu den Projekten – gerade bei diesem Thema wünscht man sich wiederholt Zeichnungen, die zeigen könnten, wo das Alte an das Neue stößt. Traut man dem breiten und internationalen Publikum, auf das man hier offensichtlich zielt, kein Verständnis dafür zu?
Ebenfalls viel zu selten werden „Vorher“-Bilder gezeigt. Insgesamt bleibt es also bei vielen Gebäuden bei der Betrachtung der großartigen Bilder; immerhin eine durchaus umfangreiche Inspirationsquelle. Wer mehr oder gar technische Informationen sucht, der muss woanders suchen. (Florian Heilmeyer)
„Build-On. Converted Architecture and Transformed Buildings“
Hg.: R. Klanten und L. Feireiss
240 Seiten, Hardcover, 24 x 30 cm, in englischer Sprache
Die Gestalten (Berlin), 2009.
49,90 Euro
ISBN: 978-389955-259-1
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