Städte sind faszinierende Orte, und seit jeher sind sie immer dann am faszinierendsten, wenn sie sich rasant verändern. Die Städte in China haben sich in den letzten 20, 30 Jahren gegenseitig darin überboten, schneller und immer schneller ins Umland zu wuchern und gleichzeitig innerstädtisch immer dichter zu werden. Eine Stadt, die dabei für scheinbar besonders grenzenloses Wachstum steht, ist Shanghai. Nicht nur wegen der kommenden Weltausstellung ist die Stadt in einem ebenso tiefgreifenden und komplexen wie umfassenden und rasanten Transformationsprozess begriffen.
„Shanghai Transforming“ versucht, diese Komplexität zu erläutern und dabei wirtschaftliche, historische, topographische, architektonische, gesellschaftliche und politische Aspekte in die Betrachtung mit einzubeziehen und auch für Nicht-Bewohner Shanghais begreifbar zu machen. Eine mutige Herangehensweise, die aber bravourös gelöst wird: Lange Fotostrecken mit ganz- oder doppelseitigen Fotografien, appetitliche Info-Grafiken und Karten wechseln mit hervorragenden Artikeln und Essays von internationalen Experten wie Saskia Sassen, Robert Venturi oder Denise Scott-Brown. Es sind aber vor allem die lokalen Autoren wie Xiangning Li, Xiaochun Zhang oder dem Filmemacher Haolun Shu, die dieses Buch zu einer abwechslungsreichen und äußerst informativen Shanghai-Reise machen.
Teilweise ist das so spannend wie ein guter Krimi, etwa wenn Weigang Qiu über seine Kinderfreundschaften in den Gassen eines „long-tang“ schreibt. Als Reise-Vorbereitung sollte diese Buch ebenso wie als Studienbuch über den weltweiten Urbanisierungsprozess eine Standardlektüre sein. Kommende Bücher über Städte werden sich an diesem messen lassen müssen. (fh)
„Shanghai Transforming“ Hrsg.: Iker Gil,
272 Seiten, Softcover, 17 x 24 cm, in englischer Sprache.
Actar Publishers, Barcelona / New York, 2008.
ISBN-10: 8496954668. 31,99 Euro.
Diese Rezension war in der BAUNETZWOCHE#145 „Chinas neue Architekten“
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