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29.06.2007

Emil Fahrenkamp – Bauten und Projekte für Berlin.

Bücher im BauNetz


Wissen Sie, wer Dagobert Duck erfunden hat? Und Daniel Düsentrieb? Und Gustav Gans? Jahrelang nannten die Fans den unbekannten Schöpfer dieser Figuren nur „den guten Zeichner“, weil Disney die Comic-Strips rund um Donald Duck in den vierziger und fünfziger Jahren anonym erschienen ließ. Erst nach seiner Pensionierung wurde Carl Barks – so hieß er, der „gute Zeichner“ –, namentlich bekannt. Jahrzehntelang hatte er dem ganzen Entenhausener Kosmos seinen Stempel aufgedrückt.


Analog dazu sucht die Architekturgeschichtsschreibung „den guten Mitarbeiter“ des Architekten Emil Fahrenkamp, von dem man bisher nicht einmal weiß, ob es ihn gegeben hat. Die Theorie um den anonymen Mitarbeiter wurde jedenfalls wieder laut, als der Jovis-Verlag in Berlin das Buch „Emil Fahrenkamp – Bauten und Projekte für Berlin“ vorstellte. Aufgeworfen wurde sie vor allem von den Bauhistorikerinnen Kristiana Hartmann und Franziska Bollerey. Autorin Brigitte Jacob wollte dagegen so weit nicht gehen.

Aber nun der Reihe nach. Den Düsseldorfer Architekten Emil Fahrenkamp kennt man außerhalb des Rheinlandes vor allem wegen seines berühmten Shell-Hauses, das er 1929 bis 1932 am Landwehrkanal in Berlin errichtete. Mehr noch: Fahrenkamp wurde und wird geradezu mit diesem ikonischen Bauwerk identifiziert – und damit der Fraktion der sachlichen Moderne zugeschlagen.
Der Autorin Brigitte Jacob war dagegen aufgefallen, dass das Shell-Haus eher eine Ausnahme im OEuvre des Architekten bildet, der ansonsten zurückhaltend, konservativ und durchaus erdenschwer gebaut hat. Folgerichtig leistete er in der Nazizeit umfangreiche Planungen für den „Generalbauinspektor“ Albert Speer, die in seinem Werk quantitativ sogar das Hauptgewicht darstellen.

Der Impetus des Jacobschen Buches liegt also darin, den Architekten Fahrenkamp zu entzaubern, ihn insbesondere nicht mehr als Protagonisten einer fortschrittlichen Moderne wahrzunehmen. Allerdings bleibt sie eine Antwort auf die nahe liegende Frage schuldig, warum sich denn das Shell-Haus so auffällig (positiv) vom sonstigen Werk unterscheidet. Auf die Theorie vom „guten Mitarbeiter“ kontert sie lediglich, alle erhaltenen Pläne seien von Fahrenkamp – der das Haus im übrigen wenig schätzte und es nach dem Krieg bedenkenlos einem Neubau geopfert hätte – selbst unterschrieben worden. Die Aussagekraft
dieser Feststellung bleibt umstritten, und so wird sie wohl nie verstummen – die Rede vom geheimnisvollen „guten Zeichner“. (-tze)


Zum Thema:

Emil Fahrenkamp – Bauten und Projekte
für Berlin. Von Brigitte Jacob. 471 Seiten
mit 261 s/w-Abbildungen, 18 x 29,7 cm,
29,80 Euro. Jovis-Verlag, Berlin 2007
ISBN 3-939633-31-3


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