Die fünf Farben Grün, Blau, Gelb, Orange und Rot sind für George Bushs Heimatschutzbehörde der Maßstab der Angst vor dem Terror – Grün heißt geringe Gefahr, Rot dagegen bedeutet, dass ein Anschlag unmittelbar bevorsteht. Wie ordnet man ein Buch mit Aufsätzen und Utopien zu Architektur und Städtebau nach 9/11? Die Textund Bildsammlung „5 Codes. Architektur, Paranoia und Risiko in Zeiten des Terrors“ ist auf der Basis dieses Farb-Codes angelegt worden – was eine bemerkenswerte Collage ergibt. Die Herausgeber des Bandes sehen die Wahrnehmung unserer gebauten Umwelt durch eine Kultur der Paranoia verzerrt – der Betonsockel des Freedom-Tower in New York ist das prominenteste Beispiel einer daraus resultierenden Angstarchitektur. Ähnlich absurd wie das Farbsystem als Instrument zur permanenten Thematisierung des Terrors liest sich auch das Buch: Hier ist Humorvolles neben Ernstem, Belangloses neben Feinsinnigem, Utopisches neben Gewöhnlichem zu fi nden. Das Buch lebt von solchen Kontrasten, zu denen ein Interview mit dem charmanten Noam Chomsky und Eyal Weizmans hochaktueller Beitrag über israelische Territorialplanung gehören. Zwischendurch muss man seitenweise durch Illustrationen blättern, die aussehen, als hätten Archigram in den Sechzigern bereits leistungsstarke Computer und Halluzinogene zur Verfügung gehabt. Gert de Bruyns Zeitreise, beginnend mit Thoreaus Unterschlupf am Waldensee
über Heideggers Feriendomizil und Dr. Schrebers berühmten Kleingarten bis zur Hütte des Unabombers Ted Kaczynski, stellt schließlich den Höhepunkt des Buchs dar. Wie David Lynch, Richard Döckers Haus Wolf in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung und DDR-Geheimdienstchef Markus Wolff in diese Geschichte passen, lesen Sie am besten selbst nach...
(sig)
Zum Thema:
Igmade (Hg.): 5 Codes. Architektur,
Paranoia und Risiko in Zeiten des
Terrors. Birkhäuser, Basel Boston
Berlin, 2006. 299 Seiten, 112 Abbildungen,
29,90 Euro