In wenigen Jahren des prosperierenden Booms wurde der Schweizer Kurort Arosa um 1930 herum zu dem Ferien- und Wintersportort der Schweizer Moderne. Die touristische Infrastruktur wurde rasant ausgebaut. Es entstanden Wohnhäuser, Hotels und Pensionen, manche im reformierten Chalet- Stil, andere im eher bürgerlich geprägten Art Déco, aber sehr viele auch in den weißen, glatten Formen des Neuen Bauens mit flachen Dächern.
Getragen wurde diese enorme Modernisierungsleistung nicht von überregional bekannten Architekturstars, sondern von örtlichen Architekten, Ingenieuren und Unternehmern. Sie errichteten nicht nur Gebäude, sondern auch Eisenbahnbrücken (1914), Autostraßen (1927) und 1938 sogar einen mechanischen Skilift.
Das Buch, das darüber berichtet, ist folgerichtig auch kein klassisches Architekturbuch. Es ist ganzheitlicher angelegt und versucht, beginnend bei seiner grafischen Aufmachung, über den visuellen Ausdruck der „Moderne in den Bergen“ zu künden. Da geht es dann auch um Körperkultur oder Plakatkunst, um Kofferaufkleber und Hotelprospekte – und um den Motorschlitten „Seeteufel“ von 1940. Die Architektur kommt dennoch nicht zu kurz; viele wichtige Gebäude werden monografisch vorgestellt und sind auf einem herausnehmbaren, exakten Ortsplan lokalisierbar. Kleiner Wermutstropfen: Der Band merkt zwar an, wenn ein Gebäude verändert oder gar abgerissen wurde, er zeigt diese Veränderungen aber nicht, sondern beschränkt sich vielmehr auf historische, bauzeitliche Fotos aus den Archiven.
Wie Arosa heute aussieht, weiß man also nach der Lektüre immer noch nicht. Da hilft nur Hinfahren! Und dazu bietet dieses Buch den besten denkbaren
Anstoß. (-tze)
Zum Thema:
Arosa. Die Moderne in den Bergen. Marcel Just,
Christof Kübler und Matthias Noell (Hg.).
20 x 29,5 cm, broschiert; ca. 175 Seiten;
zahlreiche Abbildungen; gta-Verlag, Zürich 2007.
ISBN 978-3-85676-214-8
