Dass ein Denkmalpfleger im Sinne der Architekten handelt, ist nicht überall Usus. „Die Hamburger Architekten waren richtig glücklich mit ihrem Denkmalpfleger“, erzählt Falk Jaeger. Und als dieser, Luis Moreno aus dem Hamburger Denkmalschutzamt, 2007 nach dreißig Jahren pensioniert wurde, war es den Architekten, angeführt von Peter Dinse, ein Bedürfnis, ihm dieses Buch zu widmen Das ist die Geschichte dahinter. „Denkmalpflege ist keine museale Handlung“, wird Moreno zitiert. Die Rekonstruktionswut am Dresdener Neumarkt hält er für Kulturpessimismus. Derartige Ansinnen sind ihm in Hamburg allerdings auch nicht begegnet. Ein rein konservierendes, blindes Bewahren jedweder Originalsubstanz im Sinne Dehios hielten er und seine Kollegen der praktischen Denkmalpflege in Hamburg nicht für einen angemessenen Beitrag zur Erhaltung großstädtisch geprägter Denkmale. Vielmehr ging es hier um eine kreative Denkmalpflege, die zwar nicht unbedingt die exaltierten Brüche sucht, aber die Architekten zu schöpferischen Höchstleistungen anspornt. So etwas gilt heute als eine mögliche, aber alternative Position in der Denkmalpflege. Vor der Erfindung der Denkmalpflege im heutigen Sinne, also im 19. Jahrhundert, war es dagegen über Jahrtausende völlig selbstverständlich, ältere Bauten im Sinne der gerade herrschenden Architekturauffassung zu ergänzen und umzubauen. Dahin zurück haben die Hamburger gefunden. Und zu der (nicht neuen, aber hier praktisch forcierten) Erkenntnis, dass Denkmale genutzt werden müssen, um erhalten werden zu können Das Buch dokumentiert 20 Umbauprojekte aus Hamburg der letzten Jahre, alle aus namhaften Hamburger Büros von gmp bis BRT, alle kreativ im Umgang mit dem Denkmal, das in manchen Fällen erst durch diese Eingriffe seine eigentliche Bedeutung gewann. Ein ganz bemerkenswertes Buch mit einer vielschichtigen Aussage zur aktuellen Denkmalpflege- und Rekonstruktionsdebatte. (-tze)
Zum Thema:
Falk Jaeger (Autor), Peter Dinse (Herausgeber):
Denkmalpflege kreativ. 20 anregende Beispiele aus
Hamburg. 160 Seiten, broschiert, 21,90 Euro.
Verlag Gudberg, Hamburg, 2007.
ISBN 978-3-940558-36-7