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01.01.1997
Margarete Schütte- Lihotzky. Soziale Architektur
Bücher im BauNetz
Mehr als nur die erste Architektin Österreichs
Wie ein Pawlowscher Hund reagieren Architekten auf diesen Namen: Margarete Schütte-Lihotzky? Frankfurter Küche. Doch diese Reaktion wird der seit kurzem 100-jährigen Dame bei weitem nicht gerecht. Die erste Architektin Österreichs - 1897 in Wien geboren - hat nicht nur zahllosen Haushalten eine Arbeitserleichterung verschafft, sondern sie hat sich ihr Leben lang unermüdlich für die Verbesserung der Wohnqualität, für eine humane und soziale Architektur eingesetzt - politisch nicht immer bequem. Das vom Österreichischen Museum für angewandte Kunst erstmals in einem Werkkatalog vorgestellte Gesamtwerk Margarete Schütte-Lihotzkys schließt alle Wissenslücken: Das großformatige Buch mit zahlreichen Abbildungen enthält in chronologischer Reihenfolge die Stationen des Lebens und Werks der Architektin.
Stationen eines Lebens
In Wien verbringt Margarete Schütte-Lihotzky Kindheit und Studium. Den wohlgemeinten Rat ihres Lehrers Oskar Strnad, sich mit den Wohnverhältnissen der Arbeiter in Wien zu befassen, nimmt sie sich zu Herzen. Das Elend, das sie in den Arbeitersiedlungen kennenlernt, verstärkt ihren Wunsch, Architektin zu werden. Ihr Interesse am „Wohnbau mit allem, was dazugehört: Kinderanstalten, Schulen, Ambulatorien, Bibliotheken, was man eben soziales Bauen nennt", ist geweckt. 1926 folgt sie einem Ruf ins Hochbauamt der Stadt Frankfurt, in dieser Zeit entsteht nicht zuletzt eben jene berühmte Küche. Mit der Gruppe um Ernst May geht die Architektin 1930 nach Moskau, um als Leiterin der Abteilung für Kinderanstalten an der Planung der neuen Städte mitzuwirken. Zurück in Wien, wird sie 1940 von der Gestapo verhaftet und wegen ihrer Verbindung zum österreichischen Widerstand zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, aus dem die Amerikaner sie fünf Jahre später befreien. Nach einem Aufenthalt in Bulgarien, wo sie beim Stadtbauamt in Sofia arbeitet, kehrt sie 1947 nach Wien zurück. Ihr letztes Projekt ist 1969 ihre eigene Wohnung, die sie bis heute bewohnt.
Kapitelweise Zeitgeschichte
Abschnittsweise werden die Arbeiten und das Leben Margarete Schütte-Lihotzkys mit Bildern, Erläuterungstexten und Artikeln im historischen Kontext erklärt. Im Anhang findet sich eine übersichtliche Biographie sowie ein vollständiges Werk- und Schriftenverzeichnis. Mit Sorgfalt wurde recherchiert, doch trotz des wissenschaftlichen Anspruchs ist anregende Lektüre entstanden. Kapitelweise fährt das Leben einer großen Architektin an dem Leser vorbei: ein Stück Architektur- und Zeitgeschichte.
Manuela Schubert
Peter Noever / MAK Wien (Herausgeber)
Bearbeitet von Renate Allmayer-Beck, Susanne Baumgartner-Haindl, Marion Lindner-Gross und Christine Zwingl.
Gebunden, 304 Seiten mit zahlreichen Farb- und S/W-Abbildungen,
Böhlau Verlag, Wien 1997
ISBN: 3-205-98607-5
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