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01.01.1996

Eileen Gray. Eine Architektur für alle Sinne

Bücher im BauNetz


Sinnliches
„Eileen Gray. Eine Architektur für alle Sinne“ - der Untertitel für den Ausstellungskatalog des Frankfurter Architekturmuseums ist treffend gewählt: Eileen Gray war viel mehr als eine begabte Architektin, sie sprach gerade als Designerin - die von Typographie, Teppichen, Lampen und Stühlen ebensoviel verstand wie von moderner Architektur - durch ihre Arbeiten alle Sinne an. Blättert man beispielsweise das Kapitel über die Lackarbeiten durch, fragt man sich, wie sich eigentlich die glänzenden Paravents oder die glatten Schalen anfühlen. Und die Teppichentwürfe einige Seiten später kann man sich richtig flauschig vorstellen, Grays Schriften möchte man auf dem eigenen Briefpapier sehen und ihre Sitzmöbel gleich ausprobieren.

Modernes
Die Begeisterung für Gray war aber nicht immer so groß. Gray, so ist zu lesen, machte sich 1929 mit ihrem Haus E.1027 in Frankreich ziemlich unbeliebt. Man warf der Irin vor, „die ausländischen Architekten“ mit ihren schmucklosen Oberflächen und geraden Linien seien „schädlich für die französische Tradition“. Im selben Atemzug wurde damals auch Le Corbusiers - übrigens soeben perfekt restaurierte - Villa Savoye in Poissy bei Paris genannt. Seine Arbeiten sind natürlich ungleich bekannter als die Grays. Das mag aber daran liegen, daß sie als eine der ersten Frauen in der Männerdomäne Architektur von der Fachwelt - ob ihrer Anmaßung, auch eine Architektin sein zu wollen - durch Nichtbeachtung gestraft wurde.

Virtuelles
Gleich ein ganzes Kapitel des Buches widmet sich einer virtuellen Rekonstruktion des Hauses E.1027 - „Maison en Bord de Mer“ -, das Gray Ende der zwanziger Jahre zusammen mit dem rumänischen Architekten Badovici entworfen und gebaut hat. Dieses Haus wurde später oft fälschlich Le Corbusier zugeordnet und ist heute nur noch unvollständig erhalten. Für das virtuelle Modell des Gebäudes wurden alle noch erhältlichen Daten gesammelt und zusammengesetzt. Dabei entstehen - insbesondere von den Innenräumen - Bilder, die niemand mehr kennt.

Gebautes
Natürlich kommt auch die gebaute Architektur nicht zu kurz. Grays erstes eigenständiges Bauwerk „Tempe à Pailla“ - 1932-34 als Ferienhaus und Zufluchtsort gebaut - wird ausführlich dargestellt; Zeichnungen, Modelle und viele der Fotos stammen aus den dreißiger Jahren und sind von Gray selbst angefertigt. Das Buch ist eine wahre Freude: Nicht nur Text und Bilder stehen im richtigen Verhältnis zueinander, es ist zudem noch systematisch aufgebaut und ansprechend layoutet - ein Ausstellungskatalog, der als Standardwerk über das Schaffen Grays besonders zu empfehlen ist. (Manuela Schubert)

Caroline Constant, Wilfried Wang
Gebunden, 224 Seiten mit ca. 326 Abbildungen, davon 50 in Farbe,
Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen / Berlin 1996
ISBN: 3-8030-0168-4


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