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20.06.2008

Konzentrat der Moderne

Bücher im BauNetz


Das architektonische Werk Ludwig Mies van der Rohes ist reich dokumentiert. Eine Ausnahme bildete da bisher das kleine Landhaus Lemke im Berliner Nordosten, das letzte Wohnhaus, das Mies baute, bevor er 1938 endgültig in die USA emigrierte. Diese Lücke in der Mies-Rezeption wurde nun mit dem vorliegenden Buch von Wita Noack „Konzentrat der Moderne. Das Landhaus Lemke von Mies van der Rohe” in ausführlicher Weise geschlossen. Mies entwarf das Landhaus Lemke im Jahre 1932 für Martha und Karl Lemke, Besitzer einer „Grafischen Kunstanstalt” und Geschäftsführer der Berliner Druckerei „Otto von Holten”. Der Bau des Hauses fällt in die Zeit der Schließung des Bauhauses in Dessau 1932 und in Berlin 1933.

Verglichen mit anderen Bauten von Mies, ist das in Backstein ausgeführte Haus eher schlicht, erinnert aber stark an die Häuser Esters und Lange in Krefeld, die Mies zwischen 1928 und 1930 baute. Das Haus Lemke ist eingeschossig und hat ein Flachdach. Die großen, gegliederten Glasflächen auf der Gartenseite des Hauses schaffen eine starke Transparenz, Innen- und Außenraum gehen ineinander über. Die Fassade besteht aus rotbuntenkohlegebrannten Mauerziegeln. Die im rechten Winkel zueinander liegenden Wohnräume sind über die Terrasse hinweg visuell miteinander verbunden. Haus und dazugehöriger Garten sind in die Parklandschaft des Obersees in Hohenschönhausen, im Nordosten Berlins, eingebettet. Das Ehepaar Lemke wohnte nur wenige Jahre in der Villa. Im Mai 1945, nach der Einnahme Hohenschönhausens durch die Rote Armee, wurde die Familie aufgefordert, das Haus schnellstmöglich zu verlassen. Die umliegende Gegend wurde zum Sperrgebiet und die Villa Lemke als Garage und Abstelllager genutzt. Später zogen hier und in die umliegenden Villen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit ein. Die Stasi erwarb das Haus schließlich im Jahr 1962 und nahm einige gravierende Änderungen an Haus und Garten vor. Im Jahre 1977 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Seit 1990 ist es als Architekturdenkmal öffentlich zugänglich und wurde von 2000 bis 2002 endlich umfassend renoviert. Heute dient es als Ausstellungspavillon für Moderne Kunst. Die interessante und wechselvolle Geschichte des Hauses wird in dem Buch von Wita Noack in einer umfassenden Weise durch neu ausgegrabene Materialien, Pläne und Doukumente zur Geschichte des Grundstücks, des Bauherren, der Planung und der Architektur dokumentiert. Keine Frage, die Autorin weiß über ihr Sujet Bescheid – kein Wunder, ist sie doch seit 15 Jahren Leiterin des Mies-van-der- Rohe-Hauses, als das das Haus Lemke nun firmiert, und hat auch über das Haus ihre Dissertation geschrieben. Was durch die Fülle des Materials zu einem etwas langweilgen Fachbuch hätte werden können, ist durch seine Aufmachung und Gliederung zu einem interessanten und bunten Buch nicht nur für Mies-Fans geworden. Dazu beigetragen hat nicht zuletzt der Bildessay von Heidi Specker. Die Fotografin hat den drei Kapiteln ihre Fotoassoziationen über Details des Hauses und des Parks vorangestellt, was dem Buch durchaus gut tut. (um)

Konzentrat der Moderne,
Das Landhaus Lemke von Mies
van der Rohe, von Wita Noack,
Deutscher Kunstverlag, mit einem
Bildessay von Heidi Specker,
344 Seiten mit 169 farbigen und
104 schwarzweißen Abbildungen,
17 x 25 cm, Hardcover,
ISBN: 978-3-422-06813-1,
39,90 Euro


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