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05.09.2008

Qualitäten einer ungeliebten Baukunst

Bücher im BauNetz


„Die Gebäude der Nachkriegsgeneration haben in Dortmund in erheblichem Maße zur Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Stadt beigetragen. Ihr Verlust wäre fatal.“ Diese These des 1961 in Dortmund geborenen Autors Peter Kroos taucht immer wieder auf: in den Texten, Interviews, Bildern und zwischen den Zeilen des
vor kurzem erschienenen Buchs über die „Architektur der 1960er und 70er Jahre – Qualitäten einer ungeliebten Baukunst in Dortmund“.

Während die Bauten der 1950er Jahre mittlerweile in ihren Qualitäten ansatzweise registriert sind, ist dies für die Monumente der beiden darauf folgenden Jahrzehnte noch nicht absehbar. Man steht ihnen voller Skepsis gegenüber. Die Aufbruchstimmung der sechziger Jahre äußerte sich auf architektonischem Gebiet in utopischen Stadtprojekten, Megastrukturen, spröden Materialien und grellen Farbkonzepten. Die großen Bauaufgaben dieser Zeit waren Universitäten, Krankenhäuser und Großsiedlungen – das „Große“ der Gebäude war gleichbedeutend mit dem Ende der bis dahin vorherrschenden Bescheidenheit der Nachkriegszeit.

„Gerundete Ecken, orangefarbene Einbauten, bunte Wandteppiche und abgependelte Lampen“, so beschreibt der Peter Kroos den 1970er Jahre Charme des Gebäudekomplexes der Westdeutschen Landesbank und Dresdner Bank in Dortmund. Und zeigt ihn auch mit zahlreichen bunten Fotos – Innenraumaufnahmen, Details und auf dem Cover ein Ausschnitt der orangefarbenen Kantinendecke. In weiteren Kapiteln werden ausführlich einige Dortmunder Bauprojekte der 1960er und 70er Jahre vorgestellt: das Hochhaus Volkswohlbundvorsorge, das im Februar 2008 feierlich mit Lifeübertragung zu Bier und Würstchen gesprengt wurde, die Großwohnanlage Hannibal als Synonym des „entmenschlichten Massenwohnungsbaus“, die Holzhängeschale des Sonnensegels, ein Versuchsbau zur Lösung konstruktiver Probleme der Münchner Olympiabauten und weitere Schulbauten, Kirchen und Einfamilienhäuser, wie z.B. das Haus Hülscher.

In Dortmund, einer der Ruhrgebietsstädte, die besonders durch Krieg und Wiederaufbau geprägt ist, entstand die Hälfte des heute existierenden Gebäudevolumens zwischen 1950 und 1980. Die Publikation ist ein Beitrag zum Dortmunder „Forum Stadtbaukultur“ und setzt sich mit der Debatte über Erhalt, Instandsetzung,Anpassung oder Abriss der Gebäude dieser Zeit auseinander. Der Autor, selbst Architekt, hat die einzelnen Projekte gut recherchiert und sie mit Textbeiträgen anderer Autoren zu allgemeinen Themen über das Bauen in dieser Zeit ergänzt. Aber es sind vor allem die Fotos, welche die Publikation ausmachen, denn auf ihnen bekommen die von vielen eher als hässlich und düster empfundenen Bauwerke in ihren Details und Ausschnitten auf einmal einen besonderen Charme. Ein Buch, das sicherlich nicht für
Dortmunder interessant ist.
(jk)

Architektur der 1960er und 70er Jahre
Qualitäten einer ungeliebten Baukunst in Dortmund
Hrsg: Peter Kroos und der Bund
Deutscher Architekten, BDA, Dortmund
167 Seiten, Farbe, 17 x 30 cm
Hardcover, 30 Euro
ISBN 978-3-00-025330-0


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