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01.01.1997

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Der Pariser Platz. Die Akademie der Künste

Bücher im BauNetz


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Chronologie
„Es kann nicht sein, daß diese 36 Meter Fassade des von uns geplanten Neubaus der Akademie der Künste das einzige ist, anhand dessen man in dieser Stadt architektonische Probleme diskutiert.” Sagt Günter Behnisch. Kann doch sein. Während anderswo in Berlin bemerkenswerte, mittelmäßige und schlechte Architektur einfach passiert, erregt insbesondere die Schauseite des Behnisch-Entwurfs für den Pariser Platz seit Jahren die Gemüter.
Zur Erinnerung: Behnischs Erfolg in einem internen Gutachterverfahren unter den Mitgliedern der Akademie-Sektion Baukunst 1994 ruft erste Entrüstung hervor. Der Entwurf entspricht in keiner Weise der vorgegebenen Gestaltungssatzung für die „gute Stube” der neuen Bundeshauptstadt: unklare Zonierung, keine Lochfassade, zu wenig Stein, zu viel Glas. Als beinahe letzte Amtshandlung erteilt der scheidende Bausenator Nagel zum Jahreswechsel 1995/96 noch schnell einen Bauvorbescheid, den sein Nachfolger Klemann umgehend zurückzieht. Einer überarbeiteten Fassung werden 1997 zunächst Chancen auf eine baldige Realisierung attestiert, wenig später soll das gesamte Projekt – nicht etwa wegen fehlender preußischer Architektursprache, sondern fehlender finanzieller Mittel – gekippt werden. Letzter Stand der Dinge: Der Neubau erhält im Februar 1998 den Segen der Berliner Bauverwaltung, durch ein Investorenauswahlverfahren soll die bislang offene Frage der Finanzierung geklärt werden.


Seitenhiebe
Im vorliegenden Buch faßt Günter Behnisch die Geschichte des Akademie-Entwurfs aus seiner ganz persönlichen Sicht zusammen. Einem Abriß der Historie des Pariser Platzes folgt der Erläuterungsbericht zum damaligen Gutachterverfahren, illustriert durch kleine, gerade noch lesbare Grundrisse, Schnitte und Ansichten. Einer Beschreibung des überarbeiteten Vorentwurfs aus dem Jahr 1995 schließt sich das Kapitel „Gedanken und Hoffnungen” an, den Anhang bilden ein knappes Werkverzeichnis und eine Kurzbiographie. Behnisch nutzt die Beschreibung der Planungsgeschichte, um mit etwas zeitlichem Abstand zu den Ereignissen noch einmal Stellung zu beziehen. Er vermeidet dabei die Attitüde des unverstandenen Künstlers: Er jammert nicht, und seine Kommentare klingen erfreulicherweise nie einfach nur beleidigt. Müdigkeit und Verbitterung lassen sich allerdings zwischen den Zeilen unschwer herauslesen. Gut getarnt oder auch ganz unverblümt gehen Seitenhiebe in Richtung hasenherziger Bürokraten, insbesondere verbeamteter Architekten. Das Thema „kritische Rekonstruktion” wird kurz behandelt, ebenso das menschliche Phänomen, sich aus Angst vor der bedrohlichen Zukunft in Ideen der „guten alten Zeit“ zu flüchten. Der eindimensionale Berliner Blick auf die Fassade und deren Material anstatt auf die Architektur als Ganzes bekommt sein Fett genauso weg wie in Amtsstuben ausgebrütete städtebauliche Maßgaben, die in Behnischs Augen keineswegs die gesellschaftspolitische Situation reflektieren.


Hoffnungen
Immerhin hat der Entwurf seit Jahren für Zündstoff und gehörige Unruhe gesorgt. Behnisch hätte sich allerdings mehr und vor allem tiefergehende Diskussionen gewünscht, anstatt persönlicher Angriffe mehr fundierte Kontroversen – aber die wird auch dieses Buch nicht mehr lostreten. Behnisch schreibt, daß ästhetische Normen keine konstanten Größen sind, sondern immer von den Umständen, persönlichen Erfahrungen und dem Zeitpunkt der Bertrachtung abhängen. Womöglich verbirgt sich hinter dieser nicht weiter ausgeführten Feststellung die berechtigte Hoffnung, daß sich – wie beim Bundestag in Bonn – der lange Atem schließlich bezahlt machen wird und am Ende auch die schärfsten Kritiker und Zweifler angesichts des fertigen Ergebnisses doch noch zu der Einsicht kommen werden, qualitätvolle Architektur vor sich zu haben. Die eigentlich ersehnte Diskussion wird dann erst recht nicht mehr zustande kommen, wenn alle eigentlich schon immer wußten, daß der Pariser Platz, Berlin und überhaupt ganz Deutschland diesen Bau nicht nur aushalten, sondern sogar brauchen würden.


Ende gut?
Kurzer Ausblick ins Jahr 2001: Feierliche Eröffnung des Akademie-Neubaus mit Festakt, Schlüssel werden symbolisch überreicht, Bänder zerschnitten. Alle Beteiligten stoßen miteinander an und klopfen sich über das Erreichte gegenseitig auf die Schultern, als wäre nie etwas gewesen. Und wer dieses kleine Bändchen zuhause hat, der kann vor dem Einschlafen kurz noch einmal nachlesen, wie schwierig der Weg bis dahin eigentlich wirklich war.(Katrin Voermanek)


Günter Behnisch
Mit einem Vorwort von Walter Jens.
77 Seiten, zahlreiche S/W-Abbildungen,
jovis Verlagsbüro, Berlin 1997
ISBN: 3-931321-86-X


 
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