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01.01.1999
design hotels hotel design. 101 Adressen kreativer Traumhäuser
Bücher im BauNetz
Vom Dasein im Design
Le Corbusier hatte es gut. Denn zum Ausspannen zog sich er sich einfach in seinen Cabanon zurück. Ohne Buchung und vor allem ohne Kompromisse: Denn selbstverständlich hat er sein Ferienhäuschen selbst entworfen. Wo aber erholt sich der Architekt ohne eigenen Grund, Boden und eigens gezeichneten Panoramablick? Ganz klar, in einer Lobby, die „leise, edel und asketisch wirkt - wie ein übergroßer, weißer Teller mit einem kleinen, roten Lachs-Sushi in der Mitte“.
Ferien für den besonderen Geschmack
„Designhotels sprechen in erster Linie ein jüngeres Publikum an, meist mit kreativen Berufen aus dem Showbusiness, der Modebranche oder Architekten, Designer und Multimediaschaffende“. 101 Adressen hat das Autorenteam Martin N. Kunz und Claus Sendlinger für die „young, urban, business and leisure travellers“, kurz: yubalt genannte Zielgruppe im globalen Dorf ausfindig gemacht und im Serviceteil anschaulich aufgelistet. 57 der hippen Herbergen, von denen kaum eine älter als drei Jahre ist, haben sich die beneidenswerten Globetrotter zudem ausgesucht und auf zwei bis vier Seiten in Bild und Plan und Wort blumig beschrieben. Damit ist dieses Buch, so heißt es, nicht nur ein „Kompendium über aktuelles Hoteldesign, sondern auch ein anspruchsvoller Reiseführer mit Geheimtipcharakter“.
Auf den Spuren der „Gianni Versaces einer neuen Hotelgeneration“
Also die Koffer gepackt und ab geht die Reise zu den geheimen Orten für zeitgeistige Puristen. Zum Beispiel nach Dornbirn ins Hotel Martinspark, wo die Architekten Baumschlager und Eberle „auf zuviel Coolness verzichtet“ haben und „kompromißlos Innovation und Mainstream“ verbinden. Zu wenig freakig? Dann weiter nach Paris, ins Hotel Buci Latin von Alain Perrier, wo die „Milchglasleuchte mit schmiedeeiserner Halterung sich als festes Gestaltungselement durch das gesamte Haus zieht“. Zu wenig gemütlich? Kein Problem! Die Autoren empfehlen das Montalembert (Christian Liaigre), wo das „knisternde Feuer im offenen Kamin ebenso Gelassenheit verbreitet wie die warmen Wandfarben und die Holzeinbauten“. Und wem das alles zu europäisch ist, der sollte nach Bali fahren: „Die Wellen sind majestätisch, der Strand ist lang und der Sand weiß. Ideale Voraussetzungen also für bauliche Erschließung“. Wie zum Beispiel das Chedi. Dort haben Kerry Hill Architects dafür gesorgt, daß „moderne Sachlichkeit mit traditionellen Anleihen und einer engen Verbundenheit zur Natur die Innenarchitektur bestimmen.“
Hochglänzende Oberflächlichkeit
Doch wollen Architekten tatsächlich „Architektur für Szenegeflüster“, großformatig abgebildete „detailversessen arrangierte Formen, Farben, Möblierung und Accessoires“, „fein justierte Materialauswahl“ und „Holzarbeiten, wie der Wald sie schuf“? Vielleicht. Sicher aber dürften sie bei einem teuren Buch mit dem Titel „design hotels hotel design“ mehr erwarten als einen manchmal unfreiwillig komischen First Class-Reiseprospekt. (Katharina Matzig)
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