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01.01.1998
Moderne Architektur in Amerika
Bücher im BauNetz
Schließen Sie für einen Augenblick die Augen und stellen Sie Sich vor: Sie sitzen im Flugzeug, hoch über den Wolken. Bald werden Sie in New York, Los Angeles oder Dallas landen. Sehen Sie schon die Nadelspitze auf dem Turm des Chrysler Building? 1930 war dieses Meisterwerk des Art Deco für kurze Zeit das höchste Gebäude der Welt. Wie hoch ist dieser Wolkenkratzer eigentlich? Wer hat ihn entworfen und wo genau steht er? Kann man ihn jederzeit besichtigen?
Wenn es Ihnen nicht genügt, die amerikanische Architektur aus Büchern, Zeitschriften und Filmen zu kennen, wenn Sie nicht warten möchten, bis Sie via virtual reality alle Gebäude dieser Welt auf Knopfdruck und in 3D am Computer durchschreiten können, wenn Sie die amerikanische Architektur der letzten einhundert Jahre mit allen Sinnen „live“ erleben wollen und dafür auch die Strapazen einer Reise über den Ozean nicht scheuen, dann lesen Sie einfach weiter.
Die neue „Akropolis der Kunst“ in Los Angeles, das Getty Center von Richard Meier, empfängt seit letzten Dezember seine Besucher mit einem atemberaubenden Ausblick auf Los Angeles und den Pazifik. Wie kommt man überhaupt auf den steilen Hügel? In Fort Worth gehören die speziellen Abendtouren im Kimbell Art Museum von Louis I. Kahn zu den unvergeßlichen Raumerlebnissen, für die man sich rechtzeitig anmelden muß. Wo kann man anrufen und sich danach erkundigen?
Die Antworten auf diese Fragen und andere praktische Hinweise finden Architekturreisende im Band von Sydney LeBlanc, der seit diesem Jahr auch in deutscher Ausgabe vorliegt. Angefangen von Frank Lloyds Wrights Wohnhaus und Studio, das er als 22-Jähriger 1889 in Oak Park (Illinois) mit geliehenem Geld erbaute, über das Lever House von Skidmore, Owings & Merrill, 1952 in New York errichtet, bis zum Getty Center hat die Autorin 223 Beispiele ausgewählt und in ihrem Buch auf jeweils einer Seite vorgestellt. Es sind sowohl anerkannte Hauptwerke der amerikanischen Architektur als auch Bauten, die für verschiedene Orte, Bautypen und oder Architekten repräsentativ sind.
Gemeinsam ist allen vorgestellten Bauwerken, daß sie für Besucher zugänglich oder zumindest von der Straße gut sichtbar sind. Es sind Architekturbeispiele, für die es sich lohnt, einen Umweg oder Abstecher zu machen, um sie einmal selbst zu erleben: „architecture you would go out of your way for...“, wie Charles Moore es trefflich ausdrückte. Der große Meister der Postmoderne nahm seine letzte Professur an der University of Texas nur an, nachdem ihm die Architekturschule ausgiebige Studienreisen mit seiner Meisterklasse zugesichert hatte - Reisen, auf denen ohne Hast jede besichtigte Architektur ausgiebig „erlebt“ wurde. Charles Moores letztes Haus in Austin, Texas, sein Sea-Ranch-Komplex in Kalifornien oder die Piazza d‘Italia in New Orleans sind ebenso im Buch zu finden, wie Werke von Marcel Breuer, z. B. das Whitney Museum of Modern Art in New York, Peter Eisenmanns Wexner Center for the Visual Arts an der Ohio State University in Columbus Ohio, Frank O. Gehrys Weisman Art Museum an der University of Minnesota, Bauten von Cesar Pelli, Paul Rudolph, Eliel Saarinen und anderen. Sydney LeBlanc hat zu jedem Gebäude interessante Informationen aus Literaurquellen und Gesprächen mit Bauherren oder Architekten zusammengetragen. Ralph Lerner, Dekan der School of Architecture der Princeton University, hat sie dabei unterstützt und würdigt ihre Arbeit im Vorwort des Buches.
Planen Sie eine USA-Reiseroute, um ganz gezielt bestimmte Bauten in Augenschein zu nehmen? Oder fliegen Sie in die Staaten und wollen in ihrer Stadt oder Urlaubsregion „nebenbei” auch die Architektur besichtigen? Der Reisebegleiter von Sydney LeBlanc ist für alle Szenarien zu empfehlen. Die Autorin stellt die Architekturbeispiele zunächst in chronologischer Folge nach deren Baujahr vor. Zeitgeschichtliche und architektonische Bezüge stellt sie kurz und anregend dar. Fotos helfen dabei, die Bauwerke wiederzukennen und zu finden. Für jedes Gebäude finden Architekturreisende prägnante Informationen über den Architekten, die Örtlichkeiten und Möglichkeiten, die Bauten zu besichtigen. Im Anhang befindet sich ein hilfreicher Index, einmal nach Architekten geordnet, einmal nach Standorten. Auf schematischen Landkarten sind alle Architekturbeispiele gekennzeichnet. Zu wünschen bleibt eigentlich nur: Gute Reise! Und vergessen Sie nicht, Skizzenblock, Fotoapparat und LeBlancs Architekturführer einzupacken.
(Melita Tuschinski)
Sydney LeBlanc
Aus dem Amerikanischen von Antje Pehnt.
256 Seiten mit 223 S/W-Abbildungen, 9 Karten, Paperback
Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Stuttgart 1998
ISBN: 3-421-03136-3
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