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01.01.1997
Dunkle Welten - Bunker, Tunnel und Gewölbe unter Berlin
Bücher im BauNetz
Kennen Sie...die Geisterbahnhöfe der U-und S-Bahn? Den Unterschied zwischen Schildvortrieb und der Berliner Bauweise? Das Berliner Rohrpostnetz? Sagen Ihnen „Lore IV“, „Sperling“ und „Gimpel“ etwas? Nein? Interessiert Sie das alles? Wenn ja, dann ist „Dunkle Welten“ für Sie unentbehrlich.
Einerseits...ist „Dunkle Welten“ die Buch gewordene Geschichte einer persönlichen Leidenschaft – der Leidenschaft der Gebrüder Arnold für den Berliner Untergrund. Dieser beschäftigt die beiden nämlich bereits seit ihrer Jugend: „Frühmorgens um fünf klingelt der Wecker. Ich mache leise meinen kleinen Bruder wach, wir steigen schnell in unsere Sachen und hinterlassen den Eltern eine Notiz auf dem Küchentisch“ – so schildert Dietmar Arnold seinen ersten Einstieg. Jahre später ist aus dem kleinen Jungen der Vermessungstechniker und Stadtplaner geworden, der die Stadt unter der Stadt im Auftrag der Berliner Berhörden erkundet. Außerdem hat er die Arbeitsgemeinschaft „Berliner Unterwelten“ mitbegründet. Das ist wichtig zu wissen, will man das Buch und die Vorliebe der Autoren für Gerüchte, Verschwörungstheorien und Räuberpistolen halbwegs richtig würdigen.
...ist „Dunkle Welten“ das Ergebnis jahrelanger akribischer Recherche und „hands-on-experience”. Gräben und Befestigungen, Wasserspeicher und Filtergewölbe, Brauereien und Weinkeller, die Kanalisation und die Rohrpost – alles haben die Gebrüder Arnold erkundet, nichts lassen sie aus.
...ist „Dunkle Welten“ thematisch in vier große Kapitel gegliedert: Die Geschichte der unterirdischen Verkehrsbauten, die Geschichte des unter- wie überirdischen Luftschutz- und Rüstungsprogramms bis 1945, die Geschichte der Beseitigung seiner Hinterlassenschaften nach 1945 und die des Tunnelbaus im „Kalten Krieg“ sind mit einer schier unglaublichen Detailkenntnis und (bisweilen anstrengenden) -versessenheit zu Papier gebracht.
Wenn sich, wie das Kapitel über die Unterwelt im Untergrund, Dagobert und die Zehlendorfer Geiselgangster belegt, die Gebrüder Arnold für den Untergrund durchaus auch im „sens figuré” interessieren, mag ihre Bewunderung für alte und neue Tresorknacker noch durchgehen. In den Kapiteln über den Bombenkrieg aber geht dann die Begeisterung für Führer- und Fahrerbunker und die Gewißheit, es am besten zu wissen, hin und wieder mit den Autoren durch. Trotzdem: Wer sich für die Geschichte des Berliner Untergrunds und diese Art von Industriearchäologie interessiert, wird an „Dunkle Welten“ seinen Spaß haben.
(Jochen Paul)
Dietmar und Ingmar Arnold
Mit Farbfotografien von Frieder Salm, gebunden, 224 Seiten
Ch. Links Verlag, Berlin 1997
ISBN: 3-86153-129-1
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