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01.01.2000
Architekturführer Thüringen
Bücher im BauNetz
Obwohl das Bauhaus in Weimar gegründet wurde, kann Thüringen hinsichtlich moderner Architektur als weißer Fleck auf der Landkarte bezeichnet werden. Die Wirkungsgeschichte der 1919 von Walter Gropius gegründeten Kunst- und Designschule verlief in Weimar wie auch in ganz Thüringen einigermaßen unspektakulär. Hier entstand - anders als in Dessau, der zweiten Heimat des Bauhauses – weder ein Hochschulbau, der als Inkunabel des Funktionalismus gefeiert wird, noch stadtbildprägende Mustersiedlungen.
Nahezu ohne Spuren in der Stadt zu hinterlassen, verschwand die einflussreichste Gestaltungshochschule der zwanziger Jahre wieder, wie sie gekommen war. Nicht selten sollen vor dem Van-de-Velde-Bau in Weimar enttäuschte Kulturstadttouristen gesehen worden sein, die hier erfolglos nach „dem“ Bauhaus gesucht haben.
Insofern finden sich in der von der Bauhaus-Universität Weimar unternommenen Bestandsaufnahme moderner Bauten im vorliegenden "Architekturführer Thüringen" nur wenig herausragende Gebäude oder ungeahnte Entdeckungen - was aber nicht die nahezu enzyklopädischen Anstrengungen des Autorenteams in Frage stellt, die zu einem Katalog mit über 350 Objekten geführt haben. Immerhin ist der Architekturführer Thüringen auch einer der wenigen Wegweiser seiner Art für ein einzelnes Bundesland in Deutschland.
Das Buch gibt einen Überblick über Beispiele „moderne Architektur“, die zwischen 1919 und der Jahrtausendwende im Land Thüringen in seinen heutigen Grenzen gebaut wurde. Eine genaue Definition der des Begriffs "Moderne" und damit eine Einschränkung in der Auswahl von Gebäuden wird allerdings vermieden. Das Buch will die wichtigsten Beiträge zur Baukultur Thüringens zeigen - unabhängig davon, ob sie der „Moderne“ des Bauhauses nahestanden oder nicht. Eine einleitende zeitliche Übersicht charakterisiert prägnant das Baugeschehen in den Jahrzehnten der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus‘, des Wiederaufbaus in der DDR-Zeit. Mit dieser Einleitung werden dem Leser wesentliche Informationen zur Beurteilung von Gebäuden unterschiedlicher Epochen an die Hand gegeben. So klar wie die zeitliche Einteilung ist auch die räumliche: Der Architekturführer ist in fünf thüringische Regionen unterteilt, diese wiederum nach Landkreisen und Städten sortiert.
Das Kartenmaterial am Anfang eines Kapitels zur Lokalisierung der Objekte strukturiert das Buch und erfreut durch sorgfältige und übersichtliche Aufbereitung. Zusammen mit dem handlichen Format macht diese Ordnung das Buch für den Benutzer zu einem wirklich praktischen Nachschlagewerk für Reisen und Ausflüge. Ein gelungenes Detail stellen kleine colorierte Abbildungen weiterer Bauten dar, die „in der Nähe“ oder „im Zusammenhang“ zum Objekt auf der jeweiligen Seite stehen und die Information vervollständigen. Einzig störend bei aller Freude am Layout bleiben die Abbildungen. Bei der großen Anzahl von Objekten ist es verständlich, dass nicht eigens für die Publikation professionellen Fotos angefertigt werden konnten. Doch eine nachträgliche Bearbeitung des verwendeten Bildmaterials blieb offenbar leider aus: Blasse, kontrastarme Fotos mit stürzenden Linien erschweren den Blick auf das Wesentliche.
(Arne Winkelmann)
Redaktion: Elke Dallmann, Carla Fehr, Heidemarie Schirmer. Mit einem Vorwort von Gernot Weckherlin.
Paperback, 435 Seiten mit Fotos zu über 350 Objekten
Bauhaus-Universität Weimar, Universitätsverlag, Weimar 2000
ISBN: 3-86068-139-7
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