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28.05.2015
Hidden Islam
Bücher im BauNetz
Von Jeanette Kunsmann
Sie treffen sich im Supermarkt, in Garagen, Wohnungen oder Turnhallen. Über eine Million Muslime leben in Italien, einem Land mit nur acht Moscheen. Diese Zahl ist ein Witz, gibt es allein in Rom mehr als 900 Kirchengebäude; in Venedig zählt man sogar ebenso viele Kirchen wie Brücken, etwa 400 Stück. Die römisch-katholische Kirche bleibt auch 2015 mit 80 Prozent der Bevölkerung die größte Glaubensgemeinschaft Italiens. Für die Muslime bedeutet das, weiterhin in Hinterhöfen oder Lagerhallen zu beten.
Mit Hidden Islam nähert sich der junge Fotograf Nicoló Degiorgis, 1985 in Bozen geboren, den Gebeten in den versteckten Provisorien an. Fünf Jahre lang hat er die Situation im Nordosten von Italien untersucht. Gegliedert in acht Typologien wie Garagen, Apartments, Discotheken oder Shops falten sich in dem Buch jeweils 45 gesammelte Moscheen auf, die sich von außen nicht als solche zu erkennen geben. Degiorgis Einblicke in unerwartete, unvorstellbare Szenerien der Momente des Betens zeigen eine verborgene Parallelwelt: eine Welt der Ausgrenzung, die sich ebenso auf andere europäische Länder übertragen lässt.
Die erste Auflage, die Nicoló Degiorgis im Mai 2014 im eigenen Verlag herausgeben hat, ist schon ausverkauft – wofür neben der Aktualität des Themas auch die Gestaltung und Sorgfalt, mit der dieser Fotoessay behandelt wurde, Ursache sein dürften. Parallel zur dritten Auflage ist vergangenen November das Folge-Buch Hidden Islam – 479 Comments erschienen, das die lebhafte Diskussion auf eine Buchbesprechung in „The Guardian“ abbildet. Das Thema ist sowohl gesellschaftlich wie städtebaulich und journalistisch interessant. So, wie sich die Situation aktuell abzeichnet, kann es in Zukunft nicht weitergehen. Toleranz kennt andere Formen.
Alle Fotos: © Nicoló Degiorgis
Hidden Islam
Nicoló Degirorgis
Mit einem Vorwort von Martin Parr
Rorhof, Bozen 2014
Hardcover, 90 Seiten
35 Euro
www.rorhof.com
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