Von Jeanette Kunsmann
Die einen sortieren ihr Werk alphabetisch, andere – wie zum Beispiel Rem Koolhaas mit dem Buch S, M, L, XL – ordnen es nach Größe. Bjarke Ingels orientiert sich an den Klimazonen und stellt alle seine bisherigen Gebäude und Entwürfe nach den jeweiligen Außentemperaturen zusammen. „Hot to Cold“ versteht sich dabei nicht als beliebige bunte Werksammlung, sondern als eine „Odyssee adaptiver Architektur“. Darauf soll bereits das Cover einstimmen: Ganz an die Ästhetik des Wärmebildes angelehnt verläuft es von Rot über Gelb und Grün nach Blau. Die Schrift kaum lesbar.
Bjarke Ingels ist Pop – so kennt man ihn, so bleibt er auch. Vor zehn Jahren als dänisches Wunderkind gefeiert, baut der heute 40-jährige Wahl-New-Yorker jetzt große Gebäude, macht Filme und natürlich, nach seinem erfolgreichen Manifest „Yes Is More“, auch weiterhin fleißig umfangreiche Bücher. Es gibt ja viel zu erzählen. Die Bjarke Ingels Group ist eine Maschine – dahinter steckt eine gelungene Mischung aus Verstand, Netzwerk und Größenwahn.
„Hot to Cold“ suggeriert eine enzyklopädische Analyse adaptiver Architektur oder klimagerechter Bauweisen. Aber BIG ist kein normales Büro, BIG ist eine Marke – dazu passt keine wissenschaftliche, selbstlose Auseinandersetzung. Bjarke Ingels, der mit der Müllverbrennungsanlage bei Kopenhagen das Schlagwort von der „hedonistischen Nachhaltigkeit“ geprägt hat, zeigt im Inneren selbstverständlich das gesamte Feuerwerk seiner Architektur. Jede mögliche These hat eine eigene Referenz – das ist praktisch. Die farbigen Rahmen sortieren den Inhalt von der Wüste Arabiens (signalrot) bis zur finnischen Tundra (eisblau).
Die einzelnen Kapitel – man blättert sich von Projekt zu Projekt – enthalten gefühlt alle in den vergangenen Jahren von BIG produzierten Pläne, Visualisierungen und Modelle und werden inhaltlich durch comicartige, aber dezente Textboxen zusammengehalten. Für die Gestalter Sagmeister & Walsh ist dieses Buch, das als begleitender Katalog zur gleichnamigen Ausstellung konzipiert wurde, sicher keine einfache Aufgabe gewesen. Es ist viel – zu viel. Auch wenn in dieser Mega-Sammlung 20 neue Projekte mit Fotos von Iwan Baan enthalten sind, hätte man sich doch fast eher eine schlankere Publikation gewünscht. Ein Buch, das sich vielleicht nur auf alle nennenswerten Realisierungen von BIG konzentriert. Weniger ist mehr. Manchmal sogar viel mehr.
BIG. HOT TO COLD
An Odyssey of Architectural Adaptation
Taschen Verlag, Januar 2015
Softcover mit Umschlag, 712 Seiten, Englisch
39,99 Euro
www.taschen.com
Zum Thema:
Die Ausstellung „Hot to Cold“ ist noch bis zum 31. August im National Museum in Washington zu sehen.