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20.08.2014

Was Modelle können

Bücher im BauNetz


Es war Claude Lévi-Strauss, der begründet hat, warum wir in einem Modell, das kleiner ist als sein Bezugsobjekt, schöpferisch tätig sein können: Weil uns die Kleinheit eine Vorteilsposition gegenüber einem Gegenstand verschafft, der so in der Überschau zu einem beherrschbaren Objekt wird. Von der Miniatur in ihrer beinahe niedlichen Abstraktion bis hin zur Kulissenarchitektur der „Strada Novissima“ im Maßstab 1:1 auf der ersten Architekturbiennale in Venedig – das Modell ist mehr als ein Arbeitswerkzeug des Architekten.

Diesen Sommer zeigt das Museum für Gegenwartskunst Siegen eine Ausstellung über die kleine Geschichte des Architekturmodells in der zeitgenössischen Kunst. Sie beginnt mit dem legendären Modell von Charles Simonds, deckt die 1990er Jahre mit Ludger Gerdes, Hermann Pitz und Thomas Schütte ab und spinnt den Faden weiter bis heute mit Alicia Framis, Hinrich Sachs und Carlos Garaicoa. Passend dazu ist im Kölner Snoec Verlag der Ausstellungskatalog „Was Modelle können“ erschienen: Eine in taubenblauen Karton gebundene Sammlung von klugen Texten und Informationen zu den in Siegen ausgestellten Modellen.

Umfassend ist der einführende Essay des Kunstwissenschaftlers Martin Hartung über „Modellfunktionen: Maßstäbe der Wirklichkeit“ – alles andere als trocken geschrieben, sondern anschauliche Reise durch die Welt der Modelle abseits von den Realisierungszwängen der Architektur. Dan Graham, Thomas Schütte, Mike Kelley oder Peter Fischli und David Weiss, aber auch die Ausstellung „Idea as Model“ von 1976/80 auf der ersten Architekturbiennale in Venedig werden hier vorgestellt. Es sei vor allem die Unverbindlichkeit, den sich viele Künstler zunutze machen, um Parallelwelten zu inszenieren, schließt Hartung.

Klein und wirklich: In Siegen stehen die Werkmodelle der etwa 30 teilnehmenden Künstler: die „Portable City: Madrid“ von dem aus Peking stammenden Yin Xiuzhen oder die weißen Kartonmodelle der Wohnzellen des israelischen Bildhauers Absalon, das Autobahnmäander von Thomas Bayerle oder der „Trailer“ von Christian Haake. Auf einer Brachfläche am Bremer Hafen platzierte der Künstler 2005 ein auf 1,20 Meter verkleinertes Wohnmobil mit der dazu passend verkleinerten Campinggarnitur. „Um Maß nehmen zu können, braucht man Maßstäbe, anderenfalls verrutschen die Größenordnungen leicht ins Maßlose.“ Bleibt am Ende das Modell wie die Architektur und die Stadt also eine Frage des Maßstabs mit unendlichen vielen Antworten. (Jeanette Kunsmann)

Was Modelle können
Museum für Gegenwartskunst Siegen
Herausgegeben von Eva Schmidt
Snoek Verlag, Köln 2014
Softcover, 168 Seiten
24,80 Euro

www.snoeck.de


Zum Thema:

Die Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Siegen läuft noch bis zum 12. Oktober 2014: www.mgk-siegen.de


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Absalon, „Modèles des Cellules habitables“, 1991

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Jimmie Durham, Nature morte, 2000

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Christian Haake, Trailer, 2006

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