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23.05.2014

Peter Zumthor 1985-2013

Bücher im BauNetz


Kompakt ist sie nicht. Die 850 Seiten sind in fünf Bände gegliedert, in dunkelgraues Leinen gehüllt und werden von einem hellgrauen Karton zusammengehalten. Sie sollte auch nicht kompakt sein: Die große Zumthor-Monografie, nach fünf langen Jahren intensiver Arbeit Anfang April erschienen, versammelt 43 ausgewählte Bauten und Projekte von 1985 bis 2013 – darunter zahlreiche, die bisher noch nicht veröffentlicht worden sind. Das sind aber bei weitem nicht alle Projekte, auf die der Schweizer Architekt zurückblickt: 149 fasst die Tabelle im Werkverzeichnis am Ende der Publikation, die frühen Arbeiten bleiben unerwähnt.

„Sechs Kilo Zumthor“ titelte das Schweizer Magazin Hochparterre zum Erscheinen der großen Publikation – doch genug mit den Zahlen. Peter Zumthor ist nicht nur einer der grandiosen Architekten unserer Zeit, er macht auch wunderbare Bücher, wie er hier in Zusammenarbeit mit dem Herausgeber Thomas Durisch und dem Verlag Scheidegger & Spiess bewiesen hat. Ein klares Layout – nicht zu verspielt, aber auch nicht zu streng – widmet jedem Projekt mit Fotos vom Gebäude oder vom Modell, Visualisierungen, sauber gezeichneten Plänen oder zarten Aquarellen genügend Raum auf 15 bis 20 Seiten. Wenn der Architekt als kompromisslos, nachdenklich und zurückgezogen beschrieben wird, sagt man Zumthors Bauten eine sensible, stille Ästhetik zu. Seine Gebäude gelten als magisch, ohne dabei einen großen Knall zu erzeugen – es ist eine reduzierte Architektur voller Kraft und Leichtigkeit, voller Stolz. Jedes spricht eine eigene Sprache, jedes ist einzigartig. „Was sie gemeinsam haben, ist mein Wunsch und Glaube, dass der Zweck eines Hauses und der Ort, an dem das Haus stehen soll, die architektonische Form fast wie von selbst hervorbringen“,  erklärt Zumthor in seinem Vorwort. In seinem Buch schafft der Architekt lebendige Begegnungen voller Ruhe mit seinen Werken. Er führt den Leser einen halben Schritt in seine Welt hinein, in das kleine Haldenstein bei Chur im Kanton Graubünden.

Projekttexte von Peter Zumthor schließen jedes Kapitel. Hier gelingt ihm der Spagat, wichtige Informationen über Ideen und Hintergründe mit persönlichen Gedanken zu verbinden, ohne dabei das Buch zu einem Tagebuch werden zu lassen. Es ist keine Architektenprosa, die man üblicherweise in solch großen Monographien vermuten würde, es sind aber auch keine Berichte, ebenso wenig quält uns Zumthor mit intellektuellen Bandwurmsätzen oder konstruierter Poesie. „Das letzte Wort habe ich.“ * Für diesen Spruch ist der Schweizer bekannt. Seine Worte sind so aufregend unaufgeregt wie seine Architektur. Nach diesem Buch wünscht man sich, Peter Zumthor würde noch viel mehr schreiben. (Jeanette Kunsmann)

Peter Zumthor 1985-2013
Thomas Durisch
Scheidegger & Spiess, Zürich 2014
deutsche, englische oder französische Ausgabe
856 Seiten, 5 Bände, gebunden in Schuber
220 Euro

www.scheidegger-spiess.ch


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