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19.03.2014

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Thomas Schütte: Houses

Bücher im BauNetz


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Bereits seit über drei Jahrzehnten fertigt der Bildhauer Thomas Schütte Modelle von Häusern an, zumeist einzelne Volumina, die ohne Rücksicht auf einen städtebaulichen Kontext entworfen sind. Typologie und Gestaltung folgen dabei immer dem imaginären Bewohner, den man sich meist als Wiedergänger Schüttes vorstellen kann: männlich, abgeschottet, kontemplativ.

Was Schüttes künstlerische Auseinandersetzung mit dem Medium Architektur so interessant macht, dass mit „Thomas Schütte: Houses“ gleich eine Buchpublikation dazu erscheint, ist einem besonderen Umstand geschuldet: Aus einigen seiner Modelle sind tatsächlich reale Häuser geworden. Die kleinen Modelle waren über die Jahre bis hin zu Modellen im Maßstab 1:1 für größere Museen geworden. Von dort war es für einzelne Sammler kein großer Schritt mehr, den Künstler um Bauten zu bitten.
Betrachtet man nun Schüttes architektonische Arbeiten genauer, lassen sich drei Phasen ausmachen. Eine Frühphase, in der zumeist an Aldo Rossi und dem italienischen Rationalismus geschulte Modelle und Zeichnungen entstehen, die für sich abgeschlossene Werke darstellen. Mit der zweiten Phase, den „One Man Houses“, verlässt Schütte dann den Raum des Imaginären. In augenzwinkernder Referenz auf Charlotte Posenenskes Readymades rüstete Schütte vorgefertigte Lüftungsschächte aus Zinkblech zu Modellen für Ein-Mann-Häuser um.

Sehr anschaulich zeichnet das Buch nach, wie die Modelle immer größere Umfänge einnehmen, sogar Innenausstattung bekommen, bis ein Sammler sich tatsächlich ein solches Haus an einen See setzen lässt. Ebenfalls gebaut wurde das „Ferienhaus für Terroristen“, das verspielte Anleihen an den International Style macht und für die dritte Werkphase steht.

Sicherlich unterscheidet sich Schüttes Herangehensweise fundamental von der professioneller Architekten. Statt eine Handschrift zu entwickeln, spielt er mit Stilen und Materialen und geht dabei immer der Frage nach, welche Informationen über den Bewohner sie preisgeben könnten. Er versucht nicht wie das Gros der zeitgenössischen Architekten,  nutzungsneutrale Wohntypologien zu entwerfen, stattdessen denkt Schütte Gebäude als Großallegorien auf die Konstitution ihrer (imaginären) Bewohner. Jede Linie des Entwurfs muss irgendwie auf diesen verweisen. Für ihn ist Architektur Mittel statt Zweck, und Häuser eben doch Installationen, die letztendlich nicht für Bewohner, sondern Rezipienten geschaffen wurden. Dennoch gelingt Schütte mit seinen Häusern eine angenehme Reaktivierung des utopischen Potenzials von Architektur, von dem man ruhig ein bisschen in das tägliche Gewusel des Baugewerbes hinüberretten dürfte. (Moritz Scheper)

Thomas Schütte: Houses

Richter & Fey Verlag, Düsseldorf 2013
Glanzleineneinband in Schutzumschlag
176 Seiten, Deutsch, Englisch
39 Euro

www.richterfey.com


 
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