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04.03.2014

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The Wrong House: The Architecture of Alfred Hitchcock

Bücher im BauNetz


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Diese Szene aus North by Northwest (1959) ist in die Filmgeschichte eingegangen: Der smarte Anzugträger Cary Grant, der ohne sein Zutun für einen Spion gehalten wird, steht in der gleißenden Helligkeit der einsamen Prärie und wartet auf eine Verabredung. Minutenlang passiert nichts, bis auf einmal ein Landwirtschaftsflugzeug auftaucht und den solitären Mann im Tiefflug angreift. Die Kreuzung der beiden staubigen Feldwege, die aus immer wieder anderen Winkeln gezeigt wird, beschreibt dieses Buch als Abstraktion eines typischen amerikanischen urbanen Straßenrasters – ebenso wie die Vorhangfassade, die im Vorspann dieses Films gezeigt wird: das C.I.T. Building von Harrison und Abramowitz von 1957, das in der Filmliteratur fälschlich schon einmal als Lever House, Seagram Building oder United Nations Headquarter identifiziert worden war.

Wir sehen: In Hitchcock ist viel Architektur drin. Kaum ein filmisches Œuvre, vielleicht mit Ausnahme der James-Bond-Filme, bietet so viel Architektur und vor allem: so viel räumliches Denken. Nachdem François Truffaut 1966 mit seinem bahnbrechenden Hitchcock-Interviewbuch Pionierarbeit der Filmliteratur geleistet hatte, schwingt sich dieses Buch nun auf, „The Architecture of Alfred Hitchcock“ (Untertitel) zu analysieren. Der in Holland erstmals 2007 aufgelegte Band erscheint hier in einer zweiten Auflage.

Der Trick des Buches: Es beschreibt den Regisseur Hitchcock als Architekten Hitchcock – natürlich wissend, dass Hitchcock das Set Design nicht selbst gezeichnet hat. Gleichwohl präsentiert es sich als architektonische Monographie, wie sie über einen echten Architekten erschienen sein könnte. Folgerichtig wird im Hauptteil des Buches so etwas wie ein „Werkverzeichnis“ präsentiert. Nach Filmen geordnet, werden die in ihnen auftretenden Gebäude exakt beschrieben und vor allem mit akribisch gezeichneten Grundrissen versehen. Diese Grundrisse sind der Kern und das überraschende Verdienst dieses Buches – hat sich doch jemand tatsächlich aufgemacht, aus der Anschauung der Filme und den Skizzen der Art-Direktoren und der Set-Dekorateure maßstäbliche technische Zeichnungen zu destillieren.

Wie für eine Architektenmonographie üblich, werden Querbezüge zu anderen Architekten und Strömungen hergestellt. So wird das Vandamme House, das im Showdown von North by North-west zu sehen ist, auf seine Bezüge zu Frank Lloyd Wright, John Lautner und die kalifornischen Modernisten der 50er Jahre untersucht. Es ist fast ein wenig schade, dass es das Vandamme House in Wahrheit so nie gegeben hat – es bestand aus Studiokulissen. Doch dieses Buch tut viel dafür, uns unsere Illusionen zu erhalten – nicht das Schlechteste, was ein Filmbuch leisten kann.

(Benedikt Hotze)

Steven Jacobs
The Wrong House:

The Architecture of Alfred Hitchcock
nai010, Rotterdam, 2013
Paperback, 344 Seiten, 34,50 Euro

www.naibooksellers.nl


 
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