Osnabrück ist bisher nicht als Pilgerstätte für Architekturbegeisterte aufgefallen. Das könnte sich nun ändern: Nach Architekturführern zu Frankfurt, Hamburg, Kopenhagen oder Pjöngjang haben Dom Publishers mit Osnabrück nun einen gleichsam exotischen Ort zum Ziel für Architekturtouristen erkoren.
Die Autoren Hermann Kuhl und Jörg Frenzel begeben sich auf architektonische Spurensuche in der 155.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt. Nach einer knappen, aber fundierten Einleitung zur Stadtentwicklung und -geschichte gliedert sich der Führer in geografisch geordnete Kapitel, die am Schluss durch drei Vorschläge für architektonische Stadterkundungstouren ergänzt werden.
Es zeigt sich, dass Osnabrück außer Daniel Libeskinds Felix-Nussbaum-Museum durchaus noch mehr zeitgenössische Architektur zu bieten hat. So etwa die Corporate Architecture der Wiesbadener Architekten 3Deluxe für eine Osnabrücker Kaffeefirma oder Gigon/Guyers Varusschlacht-Museum im Umland der niedersächsischen Stadt. Neben diesen neueren Beispielen der Osnabrücker Architektur rückt das handliche Buch auch die städtische Nachkriegsarchitektur vom Warenhaus Merkur mit seiner typischen Rasterfassade (heute Galeria Kaufhof) bis zu zahlreichen Kirchenbauten wie die Pfarrkirche St. Barbara mit ihren runden, fließenden Formen in den Blick.
Vor allem aber werden weniger auffällige Alltagsorte von besonderer architektonischer Qualität aufgeführt. Ein Beispiel dafür ist das gläsern-metallische Nikolaizentrum, ein innerstädtischer Komplex aus den frühen 1980er Jahren, der dem Leitbild „Urbanität durch Dichte“ folgte: Das Zentrum wurde auf einer öffentlichen Parkgarage errichtet und vereint Passagen mit Büro- und Geschäftsflächen im Erdgeschoss mit gestaffelten Wohneinheiten, die mit Erkern, Winter- und Dachgärten sowie Terrassen ausgestattet sind.
Das Buch zeigt: Es lohnt sich, einmal genauer hinzuschauen – zumindest für Osnabrücker und Osnabrück-Besucher mit architektonischem und städtebaulichem Interesse. (Luise Rellensmann)
Architekturführer Osnabrück
Hermann Kuhl / Jörg Frenzel
DOM publishers, Berlin, Januar 2014
Softcover, 192 Seiten
28 Euro
www.dom-publishers.de