Mauer mit Hausabdruck, grimmige Erscheinung oder Dämmung mit Graffiti – Oda Pälmke fotografiert nicht die Schokoladenseite eines Hauses, sondern sein wahres Gesicht. Ihre Bildersammlung zeigt, dass die ausdrucksvollsten Seiten von Häusern nicht immer die sind, die ursprünglich als Fassaden entworfen wurden. So lauten dann auch die beschreibenden Titel: Grauer Giebel mit Tür, Dekorativer Verlust, Blech hinter Bäumen oder Vermauerte Fenster.
Scheinbar unspektakuläre Wände offenbaren große Anmut, und temporäre Modifikationen eröffnen Qualitäten, die besser nicht entworfen werden könnten. Die skulpturalen Kompositionen von freigestellten Brandwänden oder vermeintlich abgewandten Gebäudeseiten verführen den geneigten Betrachter der sortierten Bildpaare zum Mitschauen und Weiterdenken. Das Nebensächliche oder auch Unfertige als Bereicherung zu betrachten, eröffnet in jeder Hinsicht viele Möglichkeiten.
Das nun erschienene kleine Büchlein – so groß wie ein Vokabelheft, so dick wie Taschenkalender – versammelt all diese illustren Fassadenportraits. Damit die Häuser nicht ganz unter sich bleiben, hat die Architektin für ihr drittes Buch einen kurzen Essay über Fassaden geschrieben; das Vorwort stammt vom Wim Wenders. Ein nettes Mitbringsel also für Leute, die man kaum kennt, von denen man aber zum Beispiel weiß, dass sie Architekten sind. (jk)
Oda Pälmke: Facades
Mit einem Vorwort von Wim Wenders
Jovis Verlag, Berlin 2013
Deutsch/Englisch
Hardcover, 144 Seiten
mit 115 farbigen Abbildungen
16 Euro
Zum Thema:
www.jovis.de