Sanierungsmaßnahmen werden in der Architektur immer noch zu Unrecht als Aufgabe mit geringerem Wert verstanden. „Dabei ist Re-Use eine primäre Form der Architektur“, meint die Londoner Architektin Stephanie Macdonald. „Es ist eine Transformation. Diese sichert, dass die Geschichte in dem, was erhalten bleibt, aber auch in neuen Gebäuden eingebettet wird.“
Die Partner Stephanie Macdonald und Tom Emerson arbeiten mit den Schichten der Zeit als Teil eines Prozesses und spannen damit einen großen Bogen zwischen Vergangenheit und Zukunft. 1998 in der Londoner Hall Street 6a gegründet, wurde die erste Adresse zum Namensgeber für das Büro. 6a Architects gliedern ihre Projekte nicht nach Neu- oder Umbauten. Einen Kontrast von Neu und Alt lehnen sie ab, auch gibt es für sie bei keinem Projekt eine Art „Nullpunkt“.
MacDonald und Emerson – beide sind neben Tony Fretton, David Adjaye, Adam Caruso und Peter St John Abgänger aus dem informellen Kreis der Smithsons – sehen ihre Arbeiten als eine Folge von Interventionen in der Baugeschichte, ohne diese konservieren zu wollen. Sie sehen Historisches als eine „Stimulation der Zukunft“. Bestes Beispiel dafür ist die preisgekrönte Galerie „Raven Row“, die als Meisterwerk architektonischer Detektivarbeit die 300-jährige Geschichte des Spitalfields-Gebäudes zusammengefügt.
Im September ist nun endlich von 6a Architects erschienen. „Never Modern“ steht in royalblauen Lettern auf dem cremeweißen Büttenumschlag. Das Buch ist aus Dialogen mit den Architekten entstanden, die Architekturkritiker Irénée Scalbert über Jahre geführt hat. Einzelne Aspekte zur Geschichte der Architekten sowie über ihre Projekte, Arbeitsweisen und Thesen stehen Seite für Seite in großer Schrift neben Schwarz-Weiß-Fotografien. Man erfährt, warum 6a ihre Modelle wie Puppenhäuser im Maßstab 1:20 bauen, wie Tony Fretton sie beeinflusst hat und warum sie sich nicht als Künstler verstehen. Ein Lesebuch mit lesbarer Architekturtheorie und einer kunstvollen Bildsprache. (jk)
Never Modern
Irenée Scalbert und 6a Architects
Design: John Morgan Studio
Park Books, Zürich
Paperbook, Englisch
24 Euro
Zum Thema:
www.park-books.com
