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13.08.2013

Architekturführer Berliner Mauer

Bücher im BauNetz


Heute vor 52 Jahren wurde die Berliner Mauer gebaut. Sie ist längst Geschichte. Berliner kennen dieses Bild seit langem: hilflos sich umblickende Touristen, ob am Brandenburger Tor, am Potsdamer Platz oder am Checkpoint Charlie. Die meisten haben genau diese eine Frage: „Where is the wall?“

Nachdem die DDR-Regierung am 9. November 1989 die Mauer eher versehentlich geöffnet hatte, konnte es ihr dann mit der Erfüllung der Demo-Parole „Die Mauer muss weg!“ gar nicht schnell genug gehen: Die Mauer wurde ab dem Jahreswechsel 1989/90 nahezu restlos demontiert, die Betonteile verkauft. Am meisten Devisengeld brachten großflächig bemalte Segmente, die bis in die USA geliefert wurden.

Derweil wurde der Mauerverlauf im Berliner Stadtraum schnell unkenntlich. Und an den wenigen Stellen, wo Weitsicht dafür gesorgt hatte, dass die Mauer in situ erhalten blieb, führte eine überambitionierte künstlerische Gestaltung wie an der Bernauer Straße dazu, dass der authentische Ort unauthentisch wurde – die Mauer und ihre Funktion sind vor Ort ohne Erläuterung nicht mehr verständlich.

Im Jahre 2004 mündete ein akribisches archäologisches Projekt des Lehrstuhls für Denkmalpflege der TU Cottbus in die Publikation „Mauerreste – Mauerspuren“. Hier wurde alles kartiert, was vom Grenzregime noch übrig war: elektrische Schaltkästen, Laternenmasten, solche Dinge. Dieses Buch von Leo Schmidt und Axel Klausmeier (letzterer leitet inzwischen die Mauergedenkstätte Bernauer Straße) lieferte auch die Ausgangsinformationen für den jetzt erschienenen „Architekturführer Berliner Mauer“.

Der Architekturführer leistet das, was vor Ort verloren gegangen ist: eine optische Anschauung von der Präsenz der Mauer und der dafür geschlagenen Brachflächen im Stadtraum. Dazu wurden der Mauerverlauf sowohl in topographische Stadtkarten als auch in Philipp Meusers – gewohnt brillante – farbige Luftaufnahmen eingezeichnet.

Einen klassischen, geografisch sortierten Architekturführer haben wir hier nicht, eher ein exakt kartiertes Anekdotenfeuilleton. Die Autoren haben das Buch in die Kapitel „Die Mauer im Kalten Krieg“ und „Die Mauer nach der Wende“ aufgeteilt. Eine Übersichtskarte für den innerstädtischen Bereich zwischen Bornholmer Straße und Oberbaumbrücke erleichtert das Auffinden der Orte.

Zurückhaltend ist das Buch bei der kritischen Bewertung der Nachwende-Umgestaltungen; hier hält es sich an das Beschreibende. Unverständlich ist bei diesem Architekturführer, dass der – neben der Versöhnungskapelle – wohl architektonisch ambitionierteste Neubau des Mauergedenkens, das Besucherzentrum von Mola Winkelmüller an der Bernauer Straße, nicht erwähnt wird.

Fazit: ein bilderpralles Buch, das die verschwundene Mauer wieder anschaulich macht. (-tze)

Architekturführer Berliner Mauer

Hans Wolfgang Hoffmann/Philipp Meuser
DOM publishers Berlin 2013
Softcover, 176 Seiten, 150 Abbildungen
18 Euro

www.dom-publishers.com


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