Künstler mit einem gekonnten Faltenwurf: Sie haben nicht nur Luft, Blumen, Zeitungen und Magazine verhüllt, sondern auch Wege, Brücken, Flüsse, ganze Küstenstreifen, Monumente und komplette Gebäude wie zum Beispiel 1995 den Berliner Reichstag, um nur eins der bekanntesten Beispiele zu nennen. Christo und Jeanne-Claude, der Mann mit der Brille und die Frau mit den roten Haaren. Das ungewöhnliche Künstlerpaar, das 1935 am selben Tag geboren wurde und bis zu Jeanne-Claudes Tod 2009 gemeinsam arbeitete, veränderte die Kunstwelt. Im Gasometer Oberhausen ist noch bis Ende des Jahres das „Big Air Package“ zu bestaunen, die größte Innenraumskulptur der Welt.
In groß angelegten Aktionen (man kann auch von Größenwahn sprechen) verhüllte das Künstlerpaar Gebäude und ganze Landschaften und enthüllten dabei deren Kern und Schönheit. Dabei ging es ihnen weniger um den Inhalt, als um die Form selbst: Die Pakete waren zunächst anonym, kamen ohne Worte oder Bilder daher und verschleierten den Inhalt – erst später begann er durch die Verwendung transparenter Kunststofffolie mit dem verhüllten Inhalt zu experimentieren.
Um diese gewaltigen Kunstwerke aus eigenen Mitteln finanzieren zu können, begleiteten Christo und Jeanne-Claude sie schon früh mit Editionen – Grafiken, Collagen und Objekten. Die kürzlich erschienene Publikation, ein umfassend überarbeitetes, ergänztes und aktuelles Werkverzeichnis der Prints and Objects von 1963-2013, beweist die beeindruckende Bandbreite der beiden Verpackungskünstler und stellt ein neues Standardwerk über ihre Arbeiten dar.
Das Buch ist übrigens in eine dünne Folie eingeschweißt – mag man es lieber verhüllt, muss man es selbst wieder einpacken.
Christo und Jeanne-Claude
Catalogue Raisonné 1963-2013
Hatje Cantz, 2013
Hrsg. Jörg Schellmann
Einführung von Matthias Koddenberg
Werkverzeichnis von Jörg Schellmann
Deutsch/Englisch
Leinen mit Schutzumschlag, 224 Seiten
39,80 Euro
www.hatjecantz.de