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05.04.2013
Der amerikanische Architekt
Bücher im BauNetz
Zwei Jahre sind seit dem Anschlag auf das World Trade Center vergangen – ein anonymer Architekturwettbewerb soll über die Form der Gedenkstätte auf Ground Zero entscheiden. Doch als die Jury den Umschlag mit dem Namen des Gewinners öffnet, macht sich Bestürzung breit: Der Architekt heißt Mohammad Khan. Soll ausgerechnet ein Muslim der amerikanischen Trauer Ausdruck verleihen?
Der simple Plot birgt reichlich gesellschaftlichen Zündstoff. Amy Waldman zeichnet in ihrem Roman Der amerikanische Architekt ein realitätsnahes Bild der Folgen von 9/11, wobei sie zwischen den Perspektiven unterschiedlicher Charaktere wechselt: Da ist die reiche Witwe Claire Burwell, die als Vertreterin der Angehörigen in der Jury sitzt; die skrupellose Klatschreporterin Alyssa Spier; Mohammad Khan, ehrgeiziger Architekt und überzeugter Amerikaner; Sean Gallagher, dessen Bruder als Feuerwehrmann bei den Bergungsarbeiten ums Leben gekommen ist; Asma Anwar, eine illegale Einwanderin aus Bangladesch, deren Mann als Reinigungskraft in den Türmen gearbeitet hat. Ohne selbst Partei zu ergreifen, schildert Waldman eine Gesellschaft, die von Misstrauen und Angst geprägt ist, gleichzeitig aber unverdrossen den amerikanischen Traum predigt.
Das Denkmal selbst wird zum Emblem dieser Gespaltenheit. Der Siegerentwurf, Der Garten, ist für Claire zunächst eine versöhnliche Geste, Ausdruck der Sehnsucht nach Heilung. Ganz im Gegensatz zu dem anderen Finalisten, Das Nichts, ein düsterer Monolith, der als „geschaffene Zerstörung“ an den Tag der Katastrophe erinnern soll. Doch der Garten wird zum Trojanischen Pferd: Symbolisiert er womöglich das Paradies für muslimische Selbstmordattentäter?
Die Reflexion über die angemessene Form eines nationalen Denkmals mündet notwendigerweise in die Frage: Wer hat das Recht, diese Form zu bestimmen? Nur keine Schwäche zeigen – dieses Motto der einzelnen Charaktere spiegelt sich im Originaltitel des Romans, The Submission, was sowohl „Einreichung“ als auch „Unterwerfung“ bedeutet. Der Autorin gelang ein packendes Debüt, das ohne Umwege die verletzliche Stelle eines Landes trifft und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. (Myrta Köhler)
Amy Waldman
Der amerikanische Architekt
Schöffling & Co. Verlag, Frankfurt am Main 2013
Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek
512 Seiten
24,95 Euro
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