Die Berliner Lokalmedien berichten gegenwärtig viel und oft von Billigtourismus und Easy-Jet-Set in der Hauptstadt – und lassen darüber in den Hintergrund treten, dass der Großteil der Berlin-Besucher mitnichten ins Berghain strömt, sondern in die Berliner Museen. Busladungen von Schülern, Lehrer-Ehepaaren, Rentnern und auch Kegeltouristen werden im Schatten des scheußlichen Raschdorff-Doms freigelassen, um die Museumsinsel zu erobern.

Erbaut zwischen 1830 und 1930, gehört die Museumsinsel als einzigartiges kulturelles und bauliches Ensemble seit 1999 dem Weltkulturerbe der UNESCO an. Grund genug für den in Berlin als Architektur-Stadtführer etablierten Autor Thomas Michael Krüger, in der handlichen Reihe der Architekturführer von DOM publishers einen Band über die Museumsinsel zu veröffentlichen. Hier geht es nicht um die Exponate, sondern um die Architektur der Museen – eine originelle und alleinständige Erscheinung auf dem Buchmarkt, zumal zu einem attraktiven Preis.

Krüger, auf dessen Selbstportaits auf den Seiten 6 und 8/9 allerdings besser verzichtet worden wäre, zeichnet kenntnisreiche Erläuterungen zu den Bauten, ihrer Bau- und Wiederaufbaugeschichte und auch aktuellen bzw. noch bevorstehenden Umbauten. Immerhin wird hier ein Masterplan von David Chipperfield mit einem neuen, gemeinsamen Zugangsbauwerk und unterirdischen „Schnelldurchgängen“ umgesetzt, die die Museumsinsel faktisch zu einem einzigen Museum zusammenfassen. Zwei Gastbeiträge runden den Band ab: Franco Stella darf seinen Entwurf für die benachbarte Schloss-Atrappe erläutern, und Verleger Philipp Meuser skizziert in einem originellen Beitrag die „ungebaute Museumsinsel“: Planungen, die niemals umgesetzt worden sind.  (-tze)

Thomas Michael Krüger:
Architekturführer Berliner Museumsinsel
135 × 240 mm, 144 Seiten, über 150 Abb.
Softcover, ISBN 978-3-86922-228-8, 14 Euro
DOM publishers, Berlin 2013

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