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12.10.2012

agps: Blickwechsel

Bücher im BauNetz


Architektenmonographien haben in der Regel das gleiche Schema: Nach einer kurzen Einführung eines meist externen Autors folgen in chronologischer Reihenfolge fertige und geplante Projekte des Büros mit Fotos, Plänen und kurzen Beschreibungen, die von einem Index am Schluss eingefasst werden. Das Buch „Blickwechsel“ ist deshalb eine wirklich erstaunliche Abwechslung. Das schweizerisch-amerikanische Architekturbüro agps (hinter dem Kürzel verbergen sich die Architekten Marc Angélil, Sarah Graham, Manuel Scholl, Reto Pfenninger und Hanspeter Oester) wollte nämlich eben genau nicht noch eine von diesen langweiligen Monografien auf den Buchmarkt bringen, sondern versteht das Buch wie ein eigenes Projekt. „Das Buch ist keine Monographie“, schreibt das Quintett im Vorwort.

Natürlich sind auch Fotos und Pläne abgebildet; im Vordergrund stehen aber ganz deutlich die 17 Kurzgeschichten, die agps extra zu ihren Gebäuden schrieben ließen. Das Aerial Tram in Portland, das Dock E im Flughafen Zürich, der Hauptsitz der internationalen Naturschutzorganisation IUCN am Genfer See, die Umnutzung der Waschanstalt in Zürich oder das Kindermuseum in Los Angeles werden aus einer anderen Perspektive erzählt. Die Gebäude werden nicht als isolierte Objekte, sondern mitsamt ihrem Umfeld beschrieben. Was aus dem Gebrauch von Architektur entsteht, haben verschiedene Autoren in Kurzgeschichten und Essays zu fassen versucht, die jeweils neue Facetten eines Projekts beleuchten, um sich dem Leben mit und in der Architektur zu nähern. Eine weitere Erzählung führt in die für dieses Buch aufgenommenen Fotografien von Andrea Helbling ein.

Die Geschichten bewegen sich zwischen Fiktion und Alltag: Ein archäologischer Fund wird auf einem Grundstück am Zürichsee entdeckt. Fenster verwandeln sich in Briefmarken. Eine Naturschutzorganisation wird 50 Jahre in die Zukunft versetzt. Über Portland erscheint ein Luftschloss. Eine Kinderzeichnung zeigt ein Wohnhaus ohne Dach. Ein Klavier in einem Zeppelin führt zu einem Flughafengebäude. Betrugsaffären verhindern den Bau eines Kindermuseums. Und in Winterthur wundert sich Laura Diabolo über ein fehlendes Geschoss in einem der Geschäftshäuser am Hauptbahnhof. Den Auftakt macht „Das Haus unter dem D“, das Wohnhaus von Marc Angélil und Sarah Graham in Hollywood. Es wurde 1994 auf einer schmalen Parzelle an einem steilen Hang unter dem Buchstaben D des berühmten Schriftzugs gebaut. Alleine das wäre schon eine Geschichte wert, die von Julius Shulmans Auftritt nur noch getoppt wird: wenn der berühmte Fotograf das Haus inspiziert und mit mürrischem Blick gut genug für ein paar Aufnahmen  befindet. Ein großartiges Architekten-Lesebuch! (Jeanette Kunsmann)

Mit Beiträgen von Denise Bratton, Verena Doerfler, Claude Enderle, Benjamin Muschg und Margarethe von Lupin und Fotografien von Andrea Helbling.

agps: Blickwechsel
17 Kurzgeschichten über Architektur.
Marc Angélil, Sarah Graham, Claude Enderle
Hrsg.: Agps Architecture, Zürich
Scheidegger & Spiess, Zürich 2011
Hardcover, 17 x 24 cm, 292 Seiten,
115 farbige und 60 sw Abbildungen, 21 Pläne
49 Euro


www.scheidegger-spiess.ch


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