Terunobu Fujimori ist ein Phänomen! Der japanische Architekt wandelt – genau wie seine Bauten – zwischen den Welten: zwischen Vergangenheit und Zukunft, Traum und Realität, Theorie und Praxis. Er begann als Architekturstudent, wandte sich irgendwann niedergeschlagen von dem Wunsch nach Bauen ab und stürzte sich in die Architekturgeschichte, um dann nach Jahren der Forschung und Theorie, im Alter von 43 Jahren, doch mit dem Bauen anzufangen. Dabei war er in allem, was er tat, erfolgreich. Seine Abhandlungen zur Meiji-Ära, die er während seiner Zeit als Hochschullehrer schrieb, wurden ausgezeichnet und förderten eine nationale Debatte zum Umgang mit historischer Bausubstanz. Mit dem von ihm mitgegründeten Künstlerkollektiv ROJO, der Gesellschaft für Straßenbeobachtung, suchte und dokumentierte er in den frühen 1980er Jahren Situationen im Alltag Tokios, die eine gewisse Alltags-Poesie besaßen oder Widersprüche beim Betrachter auslösten. Vermutlich hat Terunobu Fujimori erst über diese unterschiedlichen Stationen zu seiner besonderen Architektursprache gefunden, über die Dana Buntrock sagt, es geht ihm nicht um „Nostalgie, um die Vergangenheit wiederherzustellen, sondern eine, die Licht auf das wirft, was nicht verloren gehen sollte“.
Im Rahmen der ersten umfassenden Ausstellung in Deutschland zum Lebenswerk Terunobu Fujimoris, im Museum Villa Stuck in München, erschien vor kurzem die lesens- und sehenswerte Publikation „Terunobu Fujimori Architekt“ (Hatje Cantz Verlag), die das Schaffen des japanischen Architekten mit viel Bildmaterial illustriert und Freunde und Bewunderer zu Wort kommen lässt, die versuchen, die Magie seiner Bauten in Worte zu fassen. Toyo Ito, der gemeinsam mit Terunobu Fujimori in der Suwa-Region der Präfektur Nagano aufwuchs, beschreibt in dem Buch ein Gespräch, in dem er sich an seinen alten Klassenkameraden wendet: „Deine Architektur hat wirklich keine Wurzeln in der Erde. Sie sieht aus, als wäre sie von irgendwoher aus der Welt kommend sanft an dieser Stelle gelandet ... Auf den ersten Blick scheint sich Deine Architektur der Vergangenheit zuzuwenden. Meine Architektur ist hingegen auf die Zukunft ausgerichtet. Beide Architekturen bewegen sich also in entgegengesetzter Richtung um den Erdball und könnte sich einmal mit einem lauten Knall treffen, irgendwo, irgendwann.“ Was für ein wunderbare Vorstellung! (tb)
Terunobu Fujimori Architekt
Michael Buhrs, Hannes Rössler (Hg.)
Hatje Cantz, 2012
240 Seiten, Deutsch
39,80 Euro
www.hatjecantz.de