Wer braucht eigentlich noch ein Bauhaus-Buch? Tja, auf den ersten Blick scheint eigentlich alles gesagt über DIE Ikone der deutschen und internationalen Design-Geschichte. Doch das Reisebuch, das die drei Bauhaus-Institutionen aus Weimar, Dessau und Berlin kürzlich gemeinsam herausgebracht haben, bietet Neues und damit Interessantes, indem es Bekanntes und Unbekanntes neu zusammen- und nebeneinander stellt.
Passend zur gerade angelaufenen Bauhaus-Ausstellung im Londoner Barbican erschienen, ist der in Deutsch oder in Englisch vorliegende Band ein Reisebuch in zweierlei Hinsicht geworden: Zum Einen nimmt er den Leser mit auf eine Reise zu den Orten, Institutionen und den Protagonisten des Bauhauses. Er zeigt die Verbindungen zwischen nebeneinander entstandenen, aufeinander folgenden und miteinander konkurrierenden Projekten.
So gliedert sich das Buch mit seinen drei Kapiteln eben nicht nur in die drei ehemaligen Standorte des Bauhauses, sondern verweist jeweils auch auf dessen Nebenschauplätze. Bei Weimar sind das Jena, Erfurt und das ziemlich unbekannte Probstzella, wo das mittlerweile sanierte „Haus des Volkes“ – 1926 bis 1933 von Alfred Arndt und den Werkstätten des Bauhauses erbaut – einer der bisher wenig beachteten Bauten des Bauhauses geblieben ist.
Bei Dessau liegen Leipzig und Halle, wo ab 1919 die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein entstand, die im Bauhaus einen Konkurrenten sah: Ein kreativer Wettkampf entstand, aus dem an beiden Orten Möbel, Plakate und Haushaltsgegenstände hervorgingen. Und schließlich ist da das nördlich von Berlin liegende Bernau, wo der 1928 bis 1930 von Hannes Meyer und Hans Wittwer mit Beteiligung der Bauhaus-Werkstätten erbaute Schulkomplex des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes steht.
Zum Anderen ist der Band auch ein Buch für die Reise: Zahlreiche Abbildungen wechseln sich mit kurz gehaltenen, sehr informativen Textpassagen ab. Das Layout ist klar und bleibt auch mit den in den Text eingefügten Infoblöcken zur Baugeschichte der einzelnen Gebäude übersichtlich. Schließlich sind es aber vor allem die im hinteren Teil des jeweiligen Kapitels zu findenden Anfahrtsskizzen, Öffnungszeiten und Infos über die Zugänglichkeit der Objekte, die das Büchlein klar zu einem Reiseführer machen. Gut gemeinte zusätzliche Tipps, wie beispielweise der Liepnitzsee als Badesee nach der Besichtigung der oben erwähnten Gewerkschaftsschule von Hannes Meyer, machen den Band direkt liebenswert. (Uli Meyer)
Bauhaus Reisebuch. Weimar. Dessau. Berlin
Dumont-Verlag 2012
Herausgeber: Bauhaus-Archiv Berlin, Stiftung Bauhaus Dessau, Klassik Stiftung Weimar
Hardcover, 304 Seiten
111 farbige Abbildungen, 121 s/w Abbildungen
19,95 Euro
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