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04.03.2012

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Urban Reset – Neustart in der Stadt

Bücher im BauNetz


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Noch mal ganz von vorne anfangen. Etwas ganz anderes machen. Gute Vorsätze, die sich in Zeiten des Burnout-Hype viele Menschen stellen. Aber ist das Konzept des Neustarts auch auf Architektur und Städtebau übertragbar? Etwa auf bauliche Relikte des Industriezeitalters, schlafende Dinosaurier an Metropolenrändern? Diesem Thema widmet sich eine Neuerscheinung des Birkhäuser-Verlags. In „Urban Reset“ haben der Schweizer Städtebauhistoriker Angelus Eisinger und der Stadtforscher Jörg Seifert Beispiele aus ganz Europa gesammelt, bei denen eine urbane Wiedergeburt erfolgreich gelungen ist. Interviews mit unterschiedlichen Akteuren aus Kultur, Architektur und Stadtplanung unterfüttern den Reigen der Projektvorstellungen.

„Freilegen immanenter Potenziale städtischer Räume“, so der Untertitel des Buches, mit dem die Autoren aufzeigen wollen, dass eine nachhaltige Transformation von Vorhandenem möglich ist. Dabei spielt Architektur eine wichtige Rolle, vor allem aber städtebauliche Kreativität. Im Gespräch mit Angelus Eisinger berichtet etwa der Schweizer Kulturunternehmer und Ausstellungsmacher Martin Heller von seiner Taktik des „Aufspürens neuralgischer Orte“. Heller spricht über seine Erfahrungen, die er als Intendant der Kulturhauptstadt Linz im Jahr 2009 mit künstlerischen Interventionen im urbanen Raum gemacht hat.

Neben der Industriestadt in Oberösterreich werden auch das Toni-Areal in Zürich oder die Autostadt Wolfsburg als Fallstudien präsentiert. Wird hier also alter Wein in neuen Schläuchen kredenzt? Nein, denn oft ist es gerade interessant, diese gereiften Projekte aus dem heutigen Kontext heraus zu reflektieren. Das wird besonders in einem Interview mit Harry Gugger deutlich: Der langjährige Partner von Jacques Herzog und Pierre de Meuron war von 1995 bis 2000 für Planung und Umbau der Tate Modern in London zuständig. Die Umnutzung des Kraftwerks ist quasi ein Pionier auf dem Gebiet des Urban Reset. Mit rund zehn Jahren Abstand lässt sich der gigantische Erfolg des Projekts messen, lassen sich Auswirkungen auf den umliegenden Stadtraum aber auch kritisch beurteilen.

Auch wenn der Leser ab und an über pseudowissenschaftliche Formulierungen stolpert, freut er sich umso mehr über Projekt-Biografien wie die von der „Neucodierung“ der Nordbahntrasse in Wuppertal. Anschaulich beschreibt Stefanie Gernert den Knallstart der Hochbahntrasse, den neben vielen Wuppertaler Bürgern auch die bekannten brasilianischen Graffiti-Künstler Os Gemeos unterstützten und damit dem ingenieurstechnischem Denkmal mit seinen stadtbildprägenden Viadukten neues Leben einhauchen konnten.

Fazit: Die Thematik ist nicht neu, aber sie wird in „Urban Reset“ vielfältig beleuchtet. Das Diskursbuch ist durchweg spannend zu lesen – für Spezialisten wie neugierige Laien. Schön auch, dass die Botschaft positiv ist: Ein Neustart für Städte mit Burnout scheint möglich! (Luise Rellensmann)

Urban Reset
How to Activate Immanent Potentials of Urban Spaces

Birkhäuser Verlag
(Ed.): Angelus Eisinger, Nina Brodowski, Jörg Seifert
Softcover, 272 Seiten
englisch/deutsch
39,90 Euro


Zum Thema:

www.birkhauser.ch


 
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