OASE ist ein kleines, unabhängiges Magazin aus den Niederlanden, das dreimal im Jahr erscheint und sich mit Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung sowie  mit urbanen Themen im weitesten Sinne beschäftigt. Jede Ausgabe widmet sich einem Thema; für die aktuelle Ausgabe hat sich die Redaktion erstaunlicherweise den „Barock“ vorgenommen.

Wer nun denkt, der Barock sei eine historisch einzuordnende Epoche, die für die zeitgenössische Architekturproduktion irrelevant sei, der sieht sich angesichts dieses überraschenden Heftes getäuscht. In Interviews mit Hermann Czech und Christ & Gantenbein wird deren Architekturauffassung mit bestimmten Ansätzen des Barocks verknüpft, ebenso werden Projekte von Valerio Olgiati oder Robbrecht & Daem auf den Seziertisch gelegt – diese allerdings leider, ohne mit den Architekten selbst über ihre eventuellen Verbindungen zum Barock zu sprechen.

Schön ist, dass sich diese (übrigens ganz in Schwarz und Weiß gehaltene) Oase keineswegs nur auf die Zeitgenossen konzentriert, sondern dass mit Ausflügen zu Luigi Moretti, Siegfried Giedion und einem Aufsatz von Hans Scharoun „Die Botschaft des Barock“ (1964) auch auf deren Beschäftigung mit dem „barocken Erbe“ verwiesen wird. Am Ende der kurzweiligen Lektüre bleibt zwar eine gewisse Unsicherheit, ob der Barock wirklich – wie die Herausgeber schreiben – einen „fruchtbaren Humus“ für die heutige Architektur bildet, oder ob sich hier nicht eher jemand ganz seinem speziellen Nischeninteresse hingibt. Davon gänzlich abgesehen ist die Beschäftigung mit einer Epoche, die dem aktuellen Diskurs sonst ganz fern ist, äußerst unterhaltsam und inspirierend. (fh)

OASE #86: Baroque
Hrsg.: David de Bruijn, Maarten Delbeke, Job Floris, Christoph Grafe, Ruben Molendijk, Tom Vandeputte
NAi Publishers, 2011
Paperback, 128 Seiten, 17 x 24 cm
25 Euro (in Belgien und den Niederlanden: 19,95 Euro)

Zum Thema:

www.oasejournal.nl