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04.12.2011

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Freunde von Freunden

Bücher im BauNetz


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„Würdest du deine Wohnung wirklich im Internet zeigen?“ Genau diese Frage stellt sich, klickt man durch die Interviewserie von dem Designstudio NoMoreSleep. „Freunde von Freunden“ (kurz: FvF) nennt sich das Projekt, das als deutsche Version die Idee des 2008 gegründeten Blogs „The Selby“ weiterführt. Seit Oktober 2009 kann man hier interessante Wohnungen von interessanten Menschen entdecken. Künstler, Galeristen, Sammler, Architekten, Möbel- oder Modedesigner, Schauspieler, Sänger und andere Figuren der Kreativszene öffnen die Wohnungstüren und geben einen Einblick in ihre Welt. Ganz schön nett und irgendwie auch mutig.

Anders als das spanische Magazin Apartamento, das belebte Wohnungen aus ganz Europa in den Fokus stellt, zeigte FvF bisher Berliner Wohnungen von Freunden und deren Freunden – so spinnt sich ein Freundeskreis, in dem jeder jeden über Ecken kennt. Ja, ja, Berlin ist ein großes Dorf. Die Liste der Auserwählten liest sich wie die der Mitglieder des Soho-Clubs. Auch Christian Boros und seine Frau haben ihre Penthouse-Wohnung, die über dem gleichnamigen Kunst-Bunker thront, ablichten lassen. An den rauen Betonwänden hängt Kunst, alles ist liebevoll und freundlich eingerichtet. Boros hat auch die gedruckte Variante der Plattform ermöglicht: Freunde von Freunden, ein Buch über Nähe – erschienen im Distanz Verlag. Ein Wortspiel, das sich einfach anbietet.

Auf den Fotos sind Wohnzimmer, Küchen und Balkone zu sehen –  keine Schlafzimmer und Bäder. Einige der Berliner Altbauwohnungen sind erschreckend ähnlich eingerichtet, andere wiederum sehr speziell. Während sich im Salonzimmer von Günther H. Stelly große asiatische Vasen bis zur Decke stapeln, paaren sich auf dem Fischgrätenparkett der meisten Wohnzimmer Flohmarktfundstücke mit Designklassikern. Das ist mitunter fast etwas langweilig und irgendwie unauthentisch. Man freut sich richtig über die Portraits von Otto Sander oder Melbeatz. Die Freundin von Kool Savas wohnt nämlich ganz stilecht im Plattenbau.

Freunde von Freunden ist kein Einrichtungskatalog, auch keine Dokumentation, vielmehr ein Kunstprojekt. Der Leser wird zum Voyeur, ohne heimlich durchs Schlüsselloch spähen zu müssen. Fremde Wohnungen sind eben einfach spannend. Für die Gastgeber scheint das Magazin eine Mischung aus Selbstdarstellung und –vermarktung, aus Arbeit und Spaß. Bei einigen Portraits verschmelzen Privat- und Berufsleben sowieso zu einem neuen Alltagshybrid, so auch bei Christiane Bördner und Marcus Gaab. „Eine Trennung von Arbeit und Privat kennt das kreative Paar nicht“, heißt es in der Bildunterschrift. Auf den Fotos daneben sieht man ein aufgeräumtes Chaos, alles ganz charmant arrangiert. Kurze Intros und Bildunterschriften liefern kleine Erklärungen zu den gezeigten Wohnterritorien; die Interviews mussten in dem Buch der Kürze halber leider weggelassen werden. Alle Gespräche sind aber online zu lesen, mittlerweile sogar auch auf englisch, französisch und portugiesisch. Freunde von Freunden hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einer wachsenden Plattform etabliert, die neue Spielräume offen lässt. Gerade erst hat sich das Magazin von seinen Berliner Wurzeln gelöst und besucht nun Freunde von Freunden in aller Welt.

Während die „Generation Facebook“ sich liebend gerne freizügig auf Party- und Urlaubsfotos im Netz präsentiert, hört der Spaß bei den eigenen vier Wänden schnell auf – vielleicht aus Angst vor einer Analyse á la „Zeige mir wie du wohnst, und ich sag dir, wer du bist“. Ich würde meine Wohnung übrigens nicht im Internet zeigen, obwohl ich schon lange zu den begeisterten Freunde-von-Freunden-Lesern gehöre. „My Home is my castle“ – und da kommt nur rein, wer eingeladen ist! Aber ich wüsste ein paar Freunde, die ihre Wohnung sicher gerne zeigen würden.  (jk) 

Freunde von Freunden – Berlin
Distanz Verlag, November 2011
Vorwort von Adriano Sack
Hardcover, 336 Seiten
deutsch, englisch / 39,90 Euro

www.distanz.de




Zum Thema:

www.freundevonfreunden.com


 
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