Gebrauchsanweisungen gibt es für Waschmaschinen, Digitalkameras und alle anderen technischen Geräte, die man von Natur aus nicht unbedingt versteht – warum also nicht auch für fremde Länder und Städte? Bereits über 80 Reiseziele hat der Piper-Verlag in seiner Reihe „Gebrauchsanweisungen“ von Spezilisten erklären lassen; die Bücher sind dabei weitaus mehr als eine bloße Kreuzung aus Baedienungsanleitung und Reiseführer, vielmehr eine literarische Reiseanleitung mit persönlichen Anekdoten. Eine gute Abwechslung also. Selten lesen sich Reiseführer wirklich flüssig; man blättert eher durch die Themen und erfährt Eckdaten von Sakralbauten und nationalen Feiertagen.

In diesem Jahr ist Island Gast auf der Frankfurter Buchmesse und ganz im Fokus der Medien. Zeit also, das jüngste Land der Erde abseits seiner Klischees zu betrachten und, dank Vulkanausbrüchen und Finanzkrise, günstige Flüge zu buchen. Die Gebrauchsanweisung dazu stammt von dem Schriftsteller Kristof Mag-nusson – einem, der die nötige Mischung aus Nähe und Distanz, Wissen und Humor mit sich bringt. Als Sohn deutsch-isländischer Eltern verbrachte er mehrere Jahre in Island und lebt heute als Autor und Übersetzer in Hamburg.

„Island ist ein Land, das es eigentlich nicht geben dürfte, besiedelt von einem Volk, das längst hätte evakuiert werden sollen“, schreibt Magnusson. Er verrät, wie das Nachtleben in Reykjavík und die isländische Schwimmbadkultur funktionieren, erklärt, warum es kein Ministerium für Feen und Elfen gibt, die Isländer uns aber gerne in dem Glauben lassen, weshalb die Sagas für die Isländer so wichtig sind und was es mit der Kochtopfrevolution auf sich hat. Gletscher und Geysire, wilde Pferde und schräge Vögel, ein exzessives Nachtleben, Björk und die höchste Dichte an erfolgreichen Krimiautoren: Island hatte längst eine Gebrauchsanweisung verdient. (jk)

Gebrauchsanweisungen für Island
Kristof Magnusson
Piper Verlag, 2011
Paperback, 201 Seiten
14,95 Euro